Konfessionslosenverband: Kirchensatire muss im Fernsehen erlaubt sein

Pressemitteilung vom 17.04.2006

Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten e.V. (IBKA) wendet sich gegen Zensurforderungen im Zusammenhang mit der geplanten Ausstrahlung der Serie "Popetown".

In den Protesten gegen die geplante Ausstrahlung der Serie sieht der IBKA den Versuch religiöser Interessengruppen, ihnen unliebsame Satire zu unterbinden. Kritik an der Sendung, auch scharfe, sei selbstverständlich zulässig, nicht akzeptabel sei jedoch die Forderung nach Zensur. Der IBKA kritisiert besonders, dass etliche Politiker, besonders von der Union, sich zum Sprachrohr dieser gesetzwidrigen Zensurforderungen machten.

Dazu erklärt der erklärt der erste Vorsitzende des IBKA, Rudolf Ladwig: "Besonders besorgniserregend sind Bestrebungen, den Paragraph 166 des Strafgesetzbuches zu erweitern, um in künftigen Fällen ein noch effektiveres Zensurinstrument zur Hand zu haben. Schon jetzt unterliegt dieser Paragraph der verqueren Logik, ansonsten straffreie Äußerungen - also solche, bei denen die Strafbestimmungen zu Beleidigung, Verleumdung usw. nicht greifen - dann zu kriminalisieren, wenn Gläubige gegen diese gewaltsam agieren könnten. Eine derartige Sondervorschrift, welche nicht die Androhung von Gewalt, sondern die dadurch Bedrohten bestraft, belohnt das Faustrecht von Fanatikern, hat somit in einer offenen Gesellschaft keine Rechtfertigung und gehört daher nicht auch noch erweitert, sondern endlich abgeschafft. Bezeichnenderweise erregen sich die Popetown-Kritiker - so wie kürzlich etliche Kritiker der Mohammed-Karikaturen - über etwas, was sie in Gänze gar nicht kennen können, da die Serie hierzulande noch gar nicht ausgestrahlt wurde. Und wenn es nach den Popetown-Gegnern ginge, soll sich auch niemand über diese Serie eine eigene Meinung bilden dürfen. Ziemlich grotesk ist der Blasphemievorwurf gegen die Serie. Zum einen ist Blasphemie ja seit 1969 nicht mehr strafbar, zum anderen muss man schon mehr als kirchengläubig sein, um eine offensichtliche Karikatur des Vatikans gleich mit einer 'Gotteslästerung' zu verwechseln. Nach dem, was über 'Popetown' bislang bekannt ist, attackiert die Serie keineswegs christliche Glaubensüberzeugungen. Doch selbst wenn dies der Fall wäre, ist auch solches noch kein ausreichender Grund für ein Ausstrahlungsverbot. Ob die satirische Serie 'Popetown' künstlerisch gelungen oder nur albern ist, lässt sich ohne Ansehen nicht beurteilen und ist für die Streitfrage der Legitimität der Ausstrahlung auch ohne Belang. Einem Zeichentrickpapst einen Springstock zu verpassen, mit dem dieser durch die ,heiligen Hallen' des Vatikans hopst, und dadurch dem Lachen preiszugeben, stellt angesichts des verbreiteten unkritischen medialen Personenkultes um Woityla und Ratzinger durchaus ein befreiendes Element dar."

Für geistvoller hält man es im IBKA jedoch, die Absurditäten der katholischen Lehre zu verlachen. Dazu meint IBKA-Beiratsmitglied Dr. Michael Schmidt-Salomon: "Wir brauchen in einer offenen Gesellschaft nicht nur Meinungsfreiheit, sondern mehr: ein Klima, in dem Humor und Satire positiv gefördert werden. Wenn das Lachen über das ,Heilige' per se schon als Entwürdigung empfunden wird, haben die Fundamentalisten eine entscheidende Schlacht gewonnen!"

Rudolf Ladwig

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