1997 - Meldungen 2447-2485
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Inzwischen wird die Jugendweihe auch in Hamburg und Schleswig-Holstein wegen der Zuzüge aus Ostdeutschland und der dadurch entfachten "regen Diskussion" immer beliebter. In Kiel nehmen heuer über 500 Jugendliche an der Feier teil. Ein Kirchenfunktionär führte den Erfolg der Jugendweihe auch auf "zuviel Unehrlichkeit und Heuchelei" bei den Konfirmationsfeiern zurück, die zwar den Anspruch hochhielten, die "Aufnahme in die Kirchengemeinde" darzustellen. In Wirklichkeit seien sie aber meist die "Verabschiedung von der Kirchengemeinde". (Frankfurter Rundschau, 5.4.97; Frankfurter Allgemeine, 10.4. u. 8.7.97)
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Anm. MIZ: Bisher ist der Besuch des Fachs ebenso wie in Bremen freiwillig. Zu einer Änderung der Praxis besteht umso weniger Anlaß, als Ende 1995 nur noch 30,2% der Berliner der evangelischen und 9,5% der katholischen Kirche angehörten. Inzwischen liegen die Anteile noch etwas niedriger.
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Als spektakulärste Veranstaltung wurde zunächst eine "Bibelarbeit" mit Roland Wötzel, dem ehemals ersten Sekretär der SED-Bezirksleitung in Leipzig angekündigt. Nach stürmischen Protesten von Christen verzichtete Wötzel, der als "Atheist" vorgestellt wurde, selbst aber betonte, er sei getauft sowie konfirmiert und habe sich intensiv mit der Bibel auseinandergesetzt. In einer ersatzweise anberaumten Podiumsdiskussion mit dem Titel "Ist Versöhnung möglich?" wurde der frühere SED-Funktionär von Anfang an wegen seiner Täter-Rolle in der Ex-DDR in die Defensive gedrängt und nach allen Regeln der Kunst demontiert. Zu einer Podiumsdiskussion mit einem wirklichen Atheisten oder Agnostiker über das Verhältnis von Staat und Kirche war der Kirchentag jedoch nicht bereit. (KNA, 24.6.97; Rheinischer Merlair, 20. u. 27.6.97)
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Auf den ersten Blick suggeriert das Ergebnis, daß 56,8% der Deutschen an "einen Gott" glauben. Bei der Nachfrage nach den dahinterstehenden Gottesvorstellungen (Mehrfachnennungen waren möglich) antworteten jedoch 48,5%, "Gott ist in der Natur", und 43,9%, "Gott ist eine universale Kraft". Ganze 17,3% bejahten die biblisch-christliche Vorstellung von einem Gott als persönlichem Gegenüber. Die Mehrzahl der "Gottgläubigen" ist überzeugt, Gott schaue dem Weltgeschehen nur tatenlos zu; nur 21.4% weisen ihm eine aktive Rolle zu.
Weit mehr Interesse als die von den Kirchen verbreiteten Lehren finden "Astrologie und Sterne" (43,8%), "Schicksal und Vorbestimmung" (39,6%), "Jesus als historische Figur" (37,9%) und "Okkultismus" (35%). (KNA, 18.6.97, Das Sonntagsblatt, 20.6., 27.6. u. 4.7.97)
Anmerkungen MIZ:
- Einen Satz wie "Gott ist in der Natur" könnte auch ein Atheist unterschreiben - mit der Einschränkung, daß Nichtgläubige den Begriff "Gott" in diesem Zusammenhang für mißverständlich und irreführend halten. Solche materialistischen oder pantheistischen Vorstellungen haben mit Christentum nichts zu tun.
- Am unbegreiflichsten bleibt wohl die Feststellung, 26% der (nominellen) Protestanten und 16% der Katholiken glaubten an keinen Gott. Nicht das Ergebnis überrascht - es bestätigt im wesentlichen die bekannten Erkenntnisse - sondern daß die ungewöhnlich hohe Zahl von Kirchenmitgliedern, die offenbar an Schizophrenie leiden, nicht abnimmt. Denn wie kann man einer Organisation angehören und Tausende von Mark an Mitgliedsbeiträgen zuwenden, wenn man nicht einmal ihren zentralsten Programmpunkt teilt? (Die Fälle, in denen von außen ein beruflicher oder privater Zwang zum Verbleib aufoktroyiert wird, seien hier ausdrücklich ausgenommen.)
Früher wurde in Freidenkerkreisen die Uberzeugung vertreten: "Wer an Gott glaubt, ist dumm." Ein so kategorisches Urteil geht indes zu weit angesichts der Unmöglichkeit von Beweis und Gegenbeweis in metaphysischen Fragen, zumal auch Atheisten das Grundrecht der Glaubensfreiheit ernstnehmen sollten. Wer aber nicht glaubt und trotzdem freiwillig einer Glaubensgemeinschaft angehört, ist nicht anders zu beurteilen als ein Nichtraucher, der Mitglied im Raucherverein ist bzw. bleibt. Er muß sich entweder Gedankenlosigkeit bzw. Unkenntnis oder aber Opportunismus nachsagen lassen, auf jeden Fall aber ein Demokratie-Defizit. Denn ohne Praktizierung von Eigenverantwortung und Selbstbestimmung ist das bestgemeinte demokratische System zum Scheitern verurteilt.
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Der konservative evangelische Kirchenhistoriker Prof. Dr. Dr. Besier warf seiner Kirche vor, mit geschonter "Zahlenakrobatik" das "geistliche Problem kleinzureden" und mit dem Begriff "Abschlußbericht" aus der Welt schaffen zu wollen. Der Kirchenbericht berücksichtige nur jene, die 1990/91 noch im Kirchendienst waren; gerade unter den Betroffenen habe sich aber ein besonders hoher Anteil "zum Überprüfungs-Zeitpunkt bereits frühpensionieren lassen oder den Arbeitgeber gewechselt." Überdies vernichtete die Stasi "vorrangig die Akten derjenigen, die sich 1989 noch im aktiven Dienst befanden." Unerwähnt bleibe im Kirchenbericht auch die brisante Tatsache, "daß der Belastungsgrad an der Kirchenspitze signifikant höher lag (nämlich bei über 20 Prozent) als an der Basis. In der Thüringischeu Landeskirche waren in manchen Phasen sogar mehr Oberkirchenräte bei der Stasi angebunden als unabhängig." Laut Prof. Besier seien noch weitere Aktenfunde zu erwarten. "Die zerrissene IM-Akte des früheren thüringischen Landesbischofs Braecklein (IM Ingo) wurde erst unlängst rekonstruiert."
Tatsächlich hätten allein die bisher bekannten Unterlagen der Gauck-Behörde ergeben, daß etwa 5% aller kirchlichen Mitarbeiter (also rund 250) als IM zu betrachten seien - "kaum weniger als im öffentlichen Dienst der DDR sonst". Wenn man die Zuträger mitrechnen die sich bereits im Ruhestand befanden, sei sogar von 800 kirchlichen Stasi-Informanten auszugehen. Auch die Gauck-Behörde weist je nach Gliedkirche zwischen 4,7 und 6,3% der Überprüften als IM aus. Der Theologe und Historiker Peter Beier, der ebenfalls im Auftrag der EKD über das Verhalten der DDR-Pfarrer forschte, spricht von etwa 10%, die vom Staat Geldbeträge zur privaten Nutzung erhielten. Und wer von den "Sonderkonten Kirchenfragen" profitiert habe, sei auch IM gewesen. (Augsburger Allgemeine, 10.6.97; Süddeutsche Zeitung, 21.6.97; Publik-Forum, 11.7.97)
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Dort hatten zwei Ärzte wenige Tage zuvor im Eilverfahren einen vorläufigen Stop des bayerischen Schwangerenhilfegesetzes erreicht, demzufolge die Einkünfte eines Mediziners aus Schwangerschaftsabbrüchen nicht mehr als ein Viertel der Gesamteinkünfte ausmachen dürfen. Eine Entscheidung in der Hauptsache steht aber noch aus. (Augsburger Allgemeine, 25., 27., 28. u. 30.6.97; Presseerklärung des bfg Bayern vom 30.6.97)
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Auch Kanzler Kohl sprach sich vor der evangelischen Akademie Tutzing für die Beibehaltung der Kirchensteuer aus und bezeichnete das "partnerschaftliche" Verhältnis von Staat und Kirche als "glückliche Entwicklung". Es seien vor allem die Kirchen, die "in einer säkularisierten Welt die Frage nach einer den Staat und die Gesellschaft übersteigenden Wirklichkeit"(!) offenhielten: Bayerns Ministerpräsident Stoiber wies in seinem Grußwort darauf hin, daß "die Zahl der Kritiker des Zusammenwirkens von Staat und Kirche nicht nur bei der Kirchensteuer zunehmen" werde. Bestrebungen nach einer radikalen Trennung von Staat und Kirche träfen jedoch bei der CSU-Staatsregierung auf energischen Widerstand. (KNA, 25.6.97; Sonntagszeitung, Kirchenzeitung der Diözese Augsburg, 12.7.97)
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Der Anwalt der ZJ bezeichnete das Urteil als "Rückschritt, mit dem man ein Staatskirchentum moderner Fassung wiedereingeführt hat". Das vom Grundgesetz gebotene Prinzip der Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften werde aufgegeben. Der Jurist kündigte den Gang zum Bundesverfassungsgericht an (AZ: BverwG 7 C 11.96). Auch der konservative evangelische Kirchenrechtler Campenhausen kritisierte das Urteil, weil das Gericht "theologische Bewertungsfragen, welche die Reichsverfassung gerade ausschließen wollte", in den Vordergrund gerückt habe. Der Bund für Geistesfreiheit Bayern bezeichnete das Urteil zwar als einen prinzipiell richtigen Schritt, lehnte aber die Begründung ab. "Erstmals wurde klargestellt, daß der bloße Status einer Religionsgemeinschaft noch nicht für die Zuerkennung der Körperschaftsrechte ausreicht." Nach Auffassung des bfg Bayern müsse als weitere Voraussetzung die Anerkennung "des Grundgesetzes und der allgemeinen Menschenrechte sowie deren Praktizierung im internen Umgang hinzutreten." Das Verbot zu wählen sei hingegen ein dürftiger Ablehnungsgrund, denn niemand sei verpflichtet, das Wahlrecht auszuüben. Die Belohnung einer größeren Staatsnähe und die Bestrafung einer distanzierteren Haltung sei schon vom Prinzip her unannehmbar. Die Bejahung der Menschenrechte und der demokratischen Grundsätze werde mit Treue zu den Staatsorganen verwechselt. Der bfg erinnerte auch an antidemokratische Elemente innerhalb der Großkirchen. (Süddeutsche Zeitung, 27.6.97; Presseerklärung des bfg Bayern vom 27.6.97)
Anm. MIZ: Im Gegensatz zur bisherigen Praxis legt die "Wachtturmgesellschaft" seit neuestem großen Wert auf professionellere Öffentlichkeitsarbeit und sichtet genau die erschienenen Berichte. In diesem Zusammenhang ist auch eine Rückrufaktion der Zentrale für das Buch "Die Zeugen Jehovas und die Schule" zu sehen, das offenbar eingestampft und durch eine weltoffener klingende Fassung ersetzt werden soll. (Materialdienst der EZW, 8/97, S. 249-254)
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Auch im katholischen Bereich ist ein drastischer Rückgang zu beobachten. Während 1962 noch 557 und 1989 immerhin 297 Priester geweiht wurden, ging die Zahl seither konstant zurück bis auf 179 im letzten Jahr. (Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus, Mai 1997) Inzwischen werden allein in der Diözese Augsburg etwa 200 ausländische Priester (davon 75 aus Polen, 50 aus Indien und 20 aus Uganda bzw. Nigeria) als Urlaubsvertretung eingeflogen. Zwar erhalten die Vertreter ganze 1000 DM Aufwandsentschädigung im Monat, doch wird die Aktion wegen der Reise- und sonstigen Kosten ein erheblich teureres Unternehmen. (Stadtzeitung Augsburg, 30.7.97)
Der Bayerische Oberste Rechnungshof rügte die überflüssige Paralleiarbeit der evangelischen Fakultäten in München und Nürnberg sowie die "überreichliche" Ausstattung der sechs katholischen Theologie-Fakultäten, wo 114 Professoren 1151 Diplomstudenten gegenüberstehen. Er empfahl die Auflösung der Fachbereiehe in Augsburg, Bamberg und Passau. Falls der Landtag bei der endgültigen Entscheidunim Frühjahr 1998 diesen Vorstellungen folgt, wäre allerdings eine Änderung des Bayern-Konkordats nötig. Um Verhandlungen mit dem Vatikan zu vermeiden, zieht das Kultusministerium vor, alle Fakultäten zu erhalten, aber "einschneidend" zu verschlanken. Der Bund für Geistesfreiheit Bayern regte an, die Kirche zur Hälfte an den Kosten zu beteiligen. (Augsburger Allgemeine, 2.7.97; Rheinischer Merkur, 11.7.97)
Erste Konsequenzen wurden bereits gezogen. An der Universität Augsburg wurde ein Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre in eine C3-Professur (d.h. ohne Assistentenstellen und Lehrstuhlausstattung) umgewandelt, so daß sich die Gesamtzahl der Lehrstühle für katholische Theologie in den letzten Jahren von 16 (+ drei C3-Professuren) auf 1 (+ vier C3-Professuren) reduzierte. (UNIpress, Zeitschrift der Universität Augsburg, 2/97)
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Die katholischen Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart wollen dagegen auf die Einziehung des "besonderen Kirchgelds" verzichten, weil sie darin "mehr Nachteile als Vorteile" sehen. Laut SWP "befürchtet die katholische Kirche als mögliche Reaktion auf Mehrbelastungen eine Welle von Kirchenaustritten." (Südwestpresse Ulm, 16. u. 17.7.97)
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Ein Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats Freiburg meinte zwar, der Schritt sei eine Privatangelegenheit. In kirchlichen Kommentaren wurde aber auch die Befürchtung laut, angesichts der Vorbildfunktion von Prominenten sinke dadurch die allgemeine Hemmschwelle zum Kirchenaustritt. So schrieb das Konradsblatt der Diözese Freiburg, es sei "die Sorge berechtigt, daß der Austritt Schule machen könnte". Vor allem bei Fans wird ein Nachahmungseffekt erwartet. Focus machte bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, daß nur 15% der Kirchensteuer für soziale Zwecke verwendet werden (wobei innerkirchliche Mitgliederbetreuung mitgerechnet ist, Anm. MIZ) und der Durchschnittsverdiener ein Jahr seines Erwerbslebens nur für die Kirche arbeitet. Als weitere prominente Kirchenaussteiger wurden Heide Simonis, Barbara Eligmann, Jule Neigel und Rudi Völler vorgestellt. Auch Radstar Jan Ullrich stellte während der Tour de France klar: "Ich gehöre keiner Religion an." Bei der Trauerfeier für Schauspieler Helmut Fischer ("Monaco Franze") lehnte der Verstorbene ausdrücklich Priester ab, weil er ebenso wie sein Freund, der Produzent Helmut Dietl, aus Überzeugung die Kirche verlassen hat. (Süddeutscher Rundfunk, 22.7.97; Frankfurter Allgemeine, 24.7.97;
KNA, 24.7. u. 2.8.97; Focus, 28.7.97)
Anm. MIZ: Gerade dieser Austritt ist für die katholische Kirche besonders schmerzlich: Noch 1989 hatte sich die Sportlerin als 20jährige in einem Interview mit einer Kirchenzeitung als gläubige und kirchentreue Katholikin bezeichnet; zahlreiche Pfarreien hatten damals in ihren Schaukästen Plakate mit Textauszugen (unter dem Titel "Danke Steffi") gegehängt. Dieses Beispiel zeigt freilich auch, wie vorläufig religiöse Bekenntnisse in einem Alter sind, in dem das Nachdenken über die eigene Weltanschauung und Lebenseinstellung - gerade in religiös geprägtem Milieu - oft erst beginnt.
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Anm. MIZ: Der aus dem 19. Jh. stammende Text wurde vor einigen Jahren sogar von Strauß für so katastrophal veraltet befunden, daß ein Co-Autor die 2. und 3. Strophe zu einer einzigen, etwas zeitgemäßeren zusammenfaßte. Der heutige, immer noch reichlich angestaubte und martialische Text lautet: "Gott mit dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland! Über deinen weiten Gauen ruhe seine Segenshand! Er behüte deine Fluren, schirme deiner Städte Bau und erhalte dir die Farben seines Himmels weiß und blau!" (1.Strophe)
Daß auch ein Teil der etwas liberaleren Bayern den Vorstoß als Tabubruch empfinden, zeigt nur, wie tief die Verbindung von Volkstum, Religion und Staat in Bayern verinnerlicht ist.
Großbritannien
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Fast 100% der nichtreligiösen 16- bis 18jährigen bejaht die Frage, ob unverheiratet zusammenlebende Paare sexuelle Beziehungen haben dürften. Bei Katholiken und Anglikanern waren es 85,4 bzw. 80%. Auch Muslime, Hindus, Juden und andere Religionsangehörige äußerten sich ähnlich.
Auch der Gebrauch von Verhütungsmitteln und aktive Homosexualität fanden breite Zustimmung, doch lehnte die Hälfte der Katholiken die "Pille danach" ab. Zur Frage außerehelicher Beziehungen meinten 50% der agnostischen und atheistischen Jugendlichen, dies sei "unter Umständen" akzeptabel; unter Katholiken und Anglikanern vertraten nur knapp 30% diese Ansicht. (The Times, 18.6.97; KNA, 19.6.97)
Interessanterweise hatte die Katholische Nachrichten Agentur in ihrer Meldung die von den Resultaten nicht gedeckte Darstellung verbreitet, zwischen den religiösen und nichtreligiösen jungen Leuten gebe es überhaupt keinen Unterschied.
Irland
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Der Kleriker hatte 1993 indirekt den Sturz der Regierung herbeigeführt, als seine Auslieferung nach Nordirland (wo er wegen ähnlicher Vergehen eine Haftstrafe verbüßt hatte) vom Generalstaatsanwalt Irlands hinausgezögert wurde. Als dieser zum Präsidenten des Obersten Gerichtshofs ernannt wurde, machte die Arbeiterpartei den Fall publik und verließ die Regierung. Daraufhin mußte Ministerpräsident Reynolds zurücktreten.
Auch die katholische Kirche konnte den Vorwurf nicht widerlegen, in den Fall verwickelt zu sein und darüberhinaus jahrelang versucht zu haben, auch andere Fälle von Päderastie durch Priester verschleiert zu haben. (KNA, 26.7.97; vgl. auch MIZ, 1/95, Meldung 2056)
Italien
Osterreich
Polen
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Einige Geistliche führten bis zu 30 Gebrauchtwagen ein und betrieben einen schwunghaften Autohandel. Ein Pfarrer kam in Haft, weil er sogar die Schenkungsurkunden selbst angefertigt hatte. Insgesamt importierten die Pfarreien über 1 600 Autos. Dies wurde sogar den Bischöfen zuviel, die den Import weiterer Fahrzeuge untersagten, gleichzeitig aber das Ausmaß der Affäre auf "einzelne Fälle des Mißbrauchs" herunterspielten.
Inzwischen machen den Behörden auch religiöse Splittergruppen zu schaffen, die die Gebührenbefreiung gleichfalls ausnutzen dürfen. Nach dem Gesetz reichen bereits 15 Gläubige aus, um offiziell als Religionsgemeinschaft registriert zu werden. Ein hoher Zollbeamter meinte: "Wir haben den Eindruck, daß manche Sekten nur gegründet werden, um Autos zollfrei einzuführen." (Süddeutsche Zeitung, 19.12.96)
Schweden
Schweiz
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Anm. MIZ: So respektabel die Aufklärungsbemühungen Portmanns sein mögen - sie laufen ins Leere. Wer an den Teufel glaubt, ist Vernunft-Argumenten nicht zugänglich, und wer rational denkt, durchschaut den Teufelskult ohnehin als Teil einer widersinnigen Jenseitstheorie.
Vatikan
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Auch nach dem Bankrott der Banco Ambrosiano 1982 versuchte sich der Vatikan zunächst mit einer Lüge aus der Verantwortung zu stehlen: Mailänder Richter hatten festgestellt, daß die Vatikanbank IOR zivilrechtlich voll für den Konkurs des Instituts haftbar war, das sie zuvor jahrelang systematisch ausgesogen hatte. (Die Banco Ambrosiano hatte sich mit Hilfe der Vatikanbank auf zahlreiche komplizierte und großenteils illegale Kapitaltransfers ins Ausland eingelassen, an denen vor allem IOR verdiente.) Nach dem Zusammenbruch wollte sich die Vatikanbank den Forderungen der 119 geschädigten internationalen Banken zunächst mit der Behauptung entziehen, fünf vom Banco Ambrosiano in ihr eigenes Depot gewanderte, in Panama ansässige Finanzholdings gehörten gar nicht IOR, sondern seien Kundeneinlagen. Erst nach harten Verhandlungen akzeptierte die päpstliche Hausbank einen Vergleich und trat zum Ausgleich für die rund 1 Milliarde Dollar Schulden etwa 406 Mio. Dollar ab - darunter eben jene fünf Gesellschaften, die sie wenige Wochen zuvor laut eigenen Beteuerungen gar nicht besaß! (Vgl. MIZ 2/84, Meldung 528.)
Die Glaubwürdigkeit des Vatikan bei Angaben zu seinen Vermögensverhältnissen bedarf danach keines weiteren Kommentars.
Nordamerika
USA
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10.Niemand wird Sie umbringen, wenn Sie kein Bier trinken.
9. Bier schreibt Ihnen nicht vor, wann und wie Sie Sex haben dürfen.
8. Bier hat niemals einen größeren Krieg verursacht.
7. Niemand zwingt Bier kleinen Kindern auf, die noch nicht für sich selbst entscheiden können.
6. Wer Bier hat, klopft nicht an anderer Leute Türe, um es ihnen aufzudrängen.
5. Niemand wurde je im Zeichen des Bieres auf dem Scheiterhaufen verbrannt, aufgehängt oder gefoltert.
4. Sie müssen nicht über 2000 Jahre auf ein zweites Bier warten.
3. Es gibt Gesetze, die vorschreiben, daß Bier-Etiketten Sie nicht belügen dürfen.
2. Sie können beweisen, daß Sie ein Bier haben.
1. Wenn Sie Ihr ganzes Leben dem Bier gewidmet haben, gibt es Gruppen, die Ihnen helfen.
(American Atheist Newsletter, März 1997)
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Religionswissenschaftler wiesen darauf hin, daß es in den USA über 2000 Glaubensgemeinschaften gibt, die sich mit Ufos beschäftigen - fast alle im Bibelgürtel. Die Ähnlichkeit mit anderen Selbstmord-Sekten wie den Davidianern (1993, 86 Opfer; damals hat allerdings auch das FBI kräftig mitgeholfen) oder der "Volkstempel-Sekte" von Jim Jenes (1978, rund 900 Tote) ist ebensowenig zufällig wie die Übereinstimmung mit christlich- fundamentalistischen Gruppen, die sich in ihrem Glauben an die Leibhaftigkeit des Guten und des Bösen so weit von der Realität entfernen, daß die Wiederholung derartiger Exzesse nur eine Frage der Zeit ist. (Frankfurter Allgemeine, 1.4.97; Frankfurter Rundschau, 1.4.97)
Anm. MIZ: Nach diversen repräsentativen Umfragen glauben zwischen 35 und 40% der US-Amerikaner, daß ihre Regierung geheime Kontakte zu Außerirdischen habe.
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Nach Prinzessin Caroline von Monaco erhielt nun Joseph Kennedy, Sohn des ermordeten Justizministers Robert und Neffe des ebenfalls erschossenen Präsidenten John F. Kennedy, vom Kirchengericht der Erzdiözese Boston die Dispens - gegen den ausdrücklichen Willen seiner Ex-Frau, die energisch beim Vatikan protestierte. Die Ehe war 1979 geschlossen und 1991 geschieden worden. Erst 1993, bei seiner erneuten Heirat, hatte Joseph Kennedy um eine Annullierung seiner ersten Ehe nachgesucht.
Dieses Verfahren erschien auch 24 katholischen Laienverbänden peinlich und unglaubwürdig. Sie forderten die US-Bischofskonferenz in einem offenen Brief auf, endlich die zivile Ehescheidung anzuerkennen. (KNA, 1.7.97)
Afrika
Ägypten
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Edgar Pusch vom Hildesheimer Pelizaeus-Museum stellte nach einem Jahrzehnt Grabungen in Pi-Ramesse (der Hauptstadt des Pharao Ramses II.) fest: "Den Exodus in der beschriebenen Form hat es nicht gegeben." In der Erzählung über den Auszug der Israeliten aus Ägypten habe sich die "jahrhundertelange Wanderung von Stämmen" im Raum Palästina "zur Geschichte des Exodus verdichtet". Auch für Rainer Stadelmann, Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo, gibt es "weder einen Hinweis, daß es einen Aufenthalt von israelitischen Stämmen in Ägypten gegeben hat, noch einen, daß es einen solchen Exodus gab." Seine Erklärung: "Möglicherweise gab es eine Großfamilie, die dann später im palästinensischen Raum mit anderen zusammengekommen ist und einen Städtebund bildete". Sein Kollege Manfred Bietak, Leiter des Österreichischen Archäologischen Instituts, ist in Luxor immerhin auf eine Spur gestoßen. Er fand Reste eines Hauses mit vier Räumen, das zwischen 1200 und 107 (vor unserer Zeitrechnung) aus Schilf und Lehm hergestellt wurde. Dort lebten vermutlich Kriegsgefangene, die für den Bau des Tempels von Ramses IV. eingesetzt wurden. Sie hatten den gleichen kulturellen Hintergrund wie die Urväter der Israeliten, die etwa zur gleichen Zeit das Land von Kanaa besiedelten.
Noch aufsehenerregender sind die Entdeckungen des Ägyptologen Rolf Kraus. Nach Entzifferung diverser Funde ist sich der Wissenschaftler am Ägyptischen Museum in Berlin absolut sicher, daß Moses der Sohn Amenmesse des Pharao Sethos 11. war, der ihm 1204 den südlichen Teil des Reiches als "Vizekönig" überlassen hatte. Ein Jahr später putschte der 25jährige Sohn jedoch gegen Sethos, mußte aber nach längerem Kampf das Feld räumen. Noch mehr als diverse Ähnlichkeiten bei historischen Angaben fallen genealogische Übereinstimmungen auf. Laut Bibel war Moses der Sohn einer Pharaonentochter und heiratete später eine Nubierin. Sein Vater blieb zwar ungenannt, wohl aber wurde erwähnt, daß dessen Eltern untereinander im Verhältnis von Neffe und Tante verwandt waren. Genau dies trifft auch bei den Eltern von Sethos II. zu. Auch Amenmesse heiratete eine Prinzessin aus Kusch (Nubien) und mußte später fliehen.
Zahlreiche Experten beurteilten diese Erkenntnisse als "einleuchtend" und "plausibel". Ohnehin steht heute so gut wie fest, daß die Autoren der "Fünf Bücher Mose" (Pentateuch) keineswegs Schreiber am Hofe des König David (um 1000 vor unserer Zeitrechnung) waren, sondern daß die Schriften erst nach der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier (587) entstanden.
Auch für eine militärische Eroberung von Kanaan, etwa durch die Schlacht vor Jericho oder die Vernichtung der Städte Ai und Hebron, konnten Archäologen nicht die geringste Spur im gesamten Raum Palästina ausmachen, obwohl mehrere Grabungsteams jahrzehntelang geforscht hatten. Der Tel Aviver Archäologe Israel Finkelstein geht davon aus, daß um 1200 nomadisierende Schafhirten von Transjordanien nach Palästina einzogen und Bergdörfer bauten, die mit den Städten der Kanaanitern in den Tälern nicht ins Gehege kamen.
Auch ein Großreich von David, das laut Bibel vom Euphrat bis zum Mittelmeer gereicht habe, kann es nicht gegeben haben. Eine ethnische Einheit "Israel" läßt sich erst in römischer Zeit nachweisen. Zuvor gab es fast permanent rivalisierende Mini-Staaten und konkurrierende Stämme, die zudem ständig von mächtigeren Nachbarn unterjocht wurden: Bis 1000 wurde Palästina von Ägypten verwaltet, dann war es Kolonie im Neuassyrischeu Großreich. Anschließend wurde es von Babyloniern, Persern, Alexander dem Großen und schließlich den Römern besetzt.
Selbst Theologen zogen daraus bereits ihre Konsequenz. Der Heidelberger Alttestamentler Bernd Diebner sieht in der Exodus-Story und der Mär vom Großreich Davids eine "Retrojektion eigener Großmachtträume in die Vergangenheit", redigiert von einem aus dem babylonischeu Exil zurückgekehrten Juden. Auch der Kopenhagener Alttestamentler Lernehe spricht von "Romanautoren", die in voller Absicht "elementarste geschichtliche Tatsachen oftmals und erheblich" verdreht hätten. Der Theologe Diebner kommt zu dem Fazit: "Das Alte Testament mutet wie ein Märchen an, als Geschichtsbuch ist es unbrauchbar." (Frankfurter Rundschau, 16.4.97; Der Spiegel, 23.6.97)
Südafrika
Asien
Israel
Türkei
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Anm. MIZ: Wegen der 10%-Hürde kamen 1996 nur fünf Parteien ins Parlament. Die beiden eher laizistisch orientierten Linksparteien DSP und CHP konnten ihren Stimmenanteil zwar verbessern, aber rechnerisch mit keiner der drei anderen eine Koalition bilden.