Erwin-Fischer-Preis für James Randi

Aus: IBKA Rundbrief Dezember 2004

Vor zahlreichem Publikum - mehr als 210 Teilnehmer hatten sich vorange­meldet, etwa 190 Personen waren erschienen - verlieh der IBKA am 26. September 2004 in Köln den diesjährigen Erwin-Fischer-Preis an den "Ent­zaube­rer" James "The Amazing" Randi.

James Rani
Fotographie Evelin Frerk

Randi, der vor allem als Entfesse­lungskünstler bekannt wur­de, machte sich in der Skeptikerszene durch auf­klärerische Projekte und mit der James-Randi-Foundation einen Namen. Zahlreiche Schwindler, die die Leicht­gläubigkeit der Menschen ausnutzen und oft mit angeblich über­natürlichen Kräften auch im religiösen und esoterischen Bereich ihr Un­wesen treiben, hat Randi schon entlarvt. Dabei geht es ihm nicht etwa um die Preisgabe von Zau­bertricks seiner Kollegen, sondern um diejenigen, die diese Tricks unredlich einsetzen - oder gar selbst an ihre übersinn­lichen Fähigkeiten glauben. Den Erwin-Fischer-Preis, der an den hervorragenden Verteidiger weltanschau­licher Bürgerrechte in Deutschland erinnert, erhielt James Randi für die Förderung vernunftgeleiteten Denkens. Geehrt wurde mit dem ameri­kanischen Zauberer und "Ent­zauberer" ein Mann, der die "Idee der kritischen Vernunft" auf eine ganz eigene eindrucksvolle Weise in die Welt getragen hat.

Während sich "normale Wissen­schaftler" erstaunlich leicht von ver­meint­lich paranormal begabten "Tricksern" hinters Licht führen lassen, war und ist Randis geschulter Blick immun gegen derartige Täuschungsversuche. Er kennt ja selber die Kniffe, beherrscht die Tricks, mit denen sich das Publikum in die Irre führen lässt. Randis Erfolg ist keineswegs verwunderlich, denn niemand kann die Propheten des Aberglaubens wohl besser entzaubern als ein Zauberer, niemand die paranormalen Illusionen normaler Men­schen besser entkräften als ein professio­neller Illusionist.

Im Laufe seiner langjährigen Arbeit als Entzauberer gelang es James Randi, viele so genannte "Wunderheiler", "Magier" oder "Parawissenschaftler" der Scharlata­nerie zu überführen, darunter den "magischen Löffelverbieger" Uri Geller (der trotz aller Widerlegungen seit etwa einem Jahr ein großes Comeback in Deutschland erlebt) so­wie den berühmten christlichen Wunder­heiler und Teleevan­gelisten Peter Popoff. Randi war und ist auch stets zur Stelle, wenn angeblich solide arbeitende Wissenschaftler For­schungsergebnisse veröffentlichen, die im krassen Gegensatz zu bewährten natu­ralisti­schen Erklärungsmo­dellen stehen.

1996 gründete Randi die James Randi Educational Foundation, die das Ziel verfolgt, das kritische Denken im Allge­meinen und die Aufklärung über Parawis­senschaften und angeblich übersinnliche Phänomene im Speziellen zu fördern. Besondere Auf­merksamkeit erregte dabei die "One-Million-Dollar-Challenge". Die Stiftung hat ein das Preisgeld ausgesetzt für den Fall, dass es jemandem gelingen sollte, eine übernatürliche, übersinnliche oder paranormale Fähigkeit unter vorab ein­vernehmlich mit den Kandidaten ver­einbarten wissenschaftlichen Testbedin­gungen zu demonstrieren. Bisher schei­terten jedoch alle schon in Vortests. Selbstverständlich ist damit keineswegs bewiesen, dass es paranormale Phäno­mene nicht geben kann (dergleichen hat Randi auch niemals behauptet!), unzwei­felhaft ist aber, dass die Stiftung dazu beitragen hat, dass es den Verkündern paranormaler Phänomene heute etwas schwerer fällt, ihre unbewiesenen Be­hauptungen an den Mann oder die Frau zu bringen. Nach der Laudatio von Armadeo Sarma, dem Geschäftsführer der Gesell­schaft zur wissenschaftlichen Untersu­chung von Parawissenschaften (GWUP), und der Preisbegründungsrede von Dr. Michael Schmidt-Salomon hielt James Randi einen kurzweiligen, humorvollen Vortrag (alle drei Reden werden in der im Frühjahr 2005 erscheinenden Festschrift zur Preisverleihung nachzulesen sein). Dazwischen führte er einige Videoauf­zeichnungen vor, z.B. darüber, wie er den amerikanischen Evangelisten Popoff ent­larvte, und die Nachstellung einer ver­meintlichen Operation mit bloßen Händen am unbetäubten Patienten. Mehrmals arbeitete Randi zur Entlarvung von Scharlatanen mit seinem Freund Jonny Carson zusammen. So bereitete er Carson gründlich auf Gellers Besuch in dessen populärer TV-Show vor, wo dem Löffel­verbieger unter den wachsamen Augen und strengen Konditionen dann nichts gelingen wollte. Randi berichtete darüber, wie er ver­geblich die renommierte Stanford Univer­sität vor zwei Personen warnte, die sich dort Tests als Hellseher unterzogen. Er bot an, die Tests zu beaufsichtigen, da es sich um professionelle Zauberer handeln könnte. Die Universität lehnte ab, die angeblichen Hellseher bestanden die Tests. Sie arbeiteten jedoch insgeheim im Auftrag von Randi!

Ein anderes Mal - 1988 - sorgte in Australien ein Mitarbeiter von Randi für Aufmerksamkeit. José Alvarez - angeb­lich ein bekanntes Medium - nahm Kon­takt mit einem 2000-jährigen Geist namens Carlo auf. Die Medien berich­teten ausgiebig über den Mann, der als Referenzen sensationelle Zeitungs­berichte aus seiner Heimat vorwies. Allerdings war sämtliches PR-Material gefälscht. Hätten die Journalisten auch nur ein bisschen gründlicher recherchiert, wäre ihnen auf­gefallen, dass es noch nicht einmal die Zeitung gab, mit deren Pressemeldungen das vermeintliche Medium warb. "Man muss den Schar­latanen immer einen Schritt voraus sein", so das Motto von Randi.

Ein aktuelles Projekt ist ein Verfahren, mit dem homöopathische Präparate ge­testet werden sollen. Um das Preisgeld zu kassieren, würde es schon völlig genügen, wenn es jemandem gelänge, in einem Doppelblindversuch die homöopathischen Präparate Bella­donna und Chamomilla in der angeblich hochwirksamen "Potenzie­rung" D30 irgendwie voneinander zu unterscheiden. Das klingt leichter als es ist, denn bei einer Verdünnung von D30 ist aus physikalischer Sicht kein Molekül der Urtinktur mehr in der Lösung enthal­ten.

Besorgt äußerte sich Randi über die politischen Verhältnisse in den USA. Falls Bush wiedergewählt werden würde, be­fürchtete er ein Abgleiten in ein theo­krati­sches System. Er äffte George Bush nach, wie er auf einer Wahlkampf­veranstaltung in Randis Wohnort Florida angesichts des drohenden Hurrikans versprochen hat, für das Volk zu beten. Bushs Zaubertrick hat offensichtlich nicht funktioniert...

Randi, der schon im Laufe des Tages immer wieder die Tagungsteilnehmer und Journalisten vergnügt mit kleinen Tricks verblüffte, hielt sich während seines Vor­trages mit Zaubertricks zurück, wohl um sein seriöses Anliegen nicht zu konterka­rieren. Zum Schluss verbog er aber doch noch für das Publikum einen Löffel, der wie Wachs in seinen Fingern schien. Süf­fisant meinte er dazu: "Ich mache es mit einem Trick. Wenn Uri Geller dazu gött­liche Hilfe benötigt, so macht er es 'the hard way'!"