1991 - Meldungen 1408-1468
Europa
Albanien
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Nach Schätzungen einheimischer Kleriker sind etwa 12 Prozent der 3,2 Millionen Albaner Katholiken und 18 Prozent orthodox, jedoch dürfte es sich dabei nicht um den Anteil der Gläubigen, sondern der Getauften handeln. Außerdem läßt der Zusammenhang darauf schließen, daß deren Durchschnittsalter deutlich über dem der Gesamtbevölkerung liegt. (Die Welt, 22.2.91)
Deutschland
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Der Rowohlt-Verlag wertete das Urteil nicht nur als literaturpolitischen Sieg für ein Buch, sondern vor allem als Gewinn einer für die Kunstfreiheit entscheidenden Schlacht. Er will nun auch die Indizierung anderer Werke (u.a. Henry Millers Opus Pistorum) anfechten. (Frankfurter Rundschau, 11.u.12.1.91)
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Der Magdeburger Bischof Demke hatte kurz zuvor bestritten, die evangelische Kirche sei zur Hälfte "Stasi-durchsetzt" gewesen. Die Kirchenleitung verfüge über keine Erkenntnisse über die Tätigkeit leitender Stasi-Agenten innerhalb der Kirche; auch Rücktrittswünsche wegen früherer Stasi-Tätigkeit seien ihm unbekannt. Gerade solche Fälle hält hingegen der Konsistorialpräsident Harder (Greifswald) allein schon aus "statistischen Gründen" in Zukunft für wahrscheinlich.
Vorbeugend suchte Bischof Demke die Aussagekraft belastender Dokumente erst einmal herunterzuspielen: "Definitionen aus den Akten der Stasi erkenne ich nicht an". (Frankfurter Rundschau, 3.1.91)
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Der Steuersatz beträgt 9 % der Einkommen- bzw. Lohnsteuer, höchstens aber 3,5 % des zu versteuernden Einkommens (was Großverdiener bevorzugt) und mindestens 7,20 DM jährlich. Außerdem ist ein Kirchgeld von jährlich 48 DM für Berufstätige und 30 DM für Rentner zu entrichten; Schüler und Studenten zahlen den Mindestsatz von 6 DM, ebenso nichtberufstätige Verheiratete. Ist bei letzteren jedoch der Ehepartner konfessionslos, erhöht sich - quasi zur Strafe - das Kirchgeld auf 12 DM. (Amtsblatt der EKD, 15.2.91, S.76 ff.)
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Im Rahmen eines ähnlichen Rechtfertigungsartikels publizierte die katholische Zeitschrift Weltbild (11.1.91) eine Etataufstellung mit den Durchschnittswerten von 17 Diözesen. Soziale Dienste und Gesamtkirchliche Aufgaben machten demnach 13,49 % der Ausgaben aus; welcher Anteil davon auf rein innerkirchliche Belange entfällt (und nicht auf öffentliche soziale Leistungen), war jedoch nicht zu entnehmen.
Noch aufschlußreicher ist die Dokumentation Die Kirche und ihr Geld über ein Hearing vom 26.5.90 im Rahmen des Münchner Evangelischen Kirchentags. Der Finanzreferent der Evangelischen Landeskirche teilte mit, daß 80 Prozent des Landeskirchenhaushalts von 906 Millionen DM auf Personalausgaben entfallen. Auf Nachhaken einer kirchlichen Sozialarbeiterin räumte er ein, daß darin Mitarbeiter der Diakonie nicht enthalten sind. Für die gesamte Sozialarbeit (einschließlich der innerkirchlichen Gemeindediakonie) bringe die Landeskirche 40 Millionen DM (=4,4 % des Kirchenhaushalts) auf. - In den Anhang des Dossiers wurde bemerkenswerterweise auch die vom bfg Augsburg stammende Aufstellung über die finanzielle Verflechtung von Staat und Kirche (vgl. MIZ 3-4/90, S. 4 u. 5) aufgenommen.
Experten des Mediensektors gehen davon aus, daß nur eine ganz weitreichende öffentliche Resonanz, bis tief in das kirchentreue Milieu hinein, die Kirchen überhaupt zu einer derartigen (ansatzweisen) Offenlegung zwingen konnte.
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Mit keinem Wort erwähnte die sonst so selbstkritische Studie allerdings die Notwendigkeit, auch mit anderen Weltanschauungen (und nicht nur Religionen) zu einem Verhältnis der Toleranz und Gleichberechtigung zu kommen. (Rheinischer Merkur, 22.3.91)
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Die Bereiche mit der größten Spendenbereitschaft waren der Umweltschutz (40 %), der Sport (33 %), Behinderte (24 %) und der Tierschutz (23 %). Die bekanntesten Organisationen waren das Rote Kreuz (45 %) vor der Caritas (41 %), während Brot für die Welt (14 %) und Diakonisches Werk (8 %) weit abgeschlagen waren. Besonders auffällig war das Generationengefälle: Mit den Begriffen Diakonie und Innere Mission konnten zwar noch 85 % der 50- bis 59jährigen etwas anfangen, aber nur 40 Prozent der jungen Leute. Spenden können die Caritas nur von jedem siebten, Brot für die Welt von jedem zehnten Befragten erwarten, für Diakonie wie Innere Mission spenden jedoch nur je drei, bei unter 30jährigen sogar nur noch ein Prozent. Weit attraktiver sind demgegenüber das Rote Kreuz, die Krebshilfe und bei jungen Leuten die Aids-Hilfe.
Auffälligerweise zeigt die Studie, daß Kirchenferne bei konkreten Hilfen wesentlich aufgeschlossener sind als betont Kirchliche. Greenpeace hat von 28 % der Kirchenfernen, aber nur von 13 % der Kirchennahen etwas zu erwarten; bei der Aids-Hilfe liegt das Verhältnis bei 14 zu 8 %.
Daß das Spenden zum christlichen Glauben gehöre, meinen nur 40 %, bei den unter 30jährigen sogar nur 22 %. Gleichfalls rund 40 % sind aber auch der Ansicht, daß die Kirchen so reich seien, daß sie eigentlich keine Spenden bräuchten, und daß Spendenaufrufe sich erübrigen würden, wenn die Kirchensteuer anders verwendet würde. (Rheinischer Merkur, 29.3.91)
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Ein Versuch des Konvents der Theologiestudenten zur Streichung des diskriminierenden Passus scheiterte nunmehr schon im Ansatz: Sie versandten Briefe an 1900 bayerische Pfarrer mit der Aufforderung, auf ihr Einspruchsrecht zu verzichten, aber nur rund 240 erklärten sich dazu bereit. Gegner argumentierten, ohne diesen "Minderheitenschutz" würde die evangelische Kirche zu einer "Sekte" degenerieren, die mit anderen Meinungen "vergleichbar der Inquisition" verführe. Der Vorsitzende der Sammlungsbewegung um Bibel und Bekenntnis, Künneth (Sohn des bekannten völkischen Ideologen; vgl. MIZ 2/91, Meldung 1362), betrachtet die Zulassung von Frauen überhaupt schon als "Symptom der gesamtkirchlichen Glaubenskrise"; dem Mann als Hirten der Gemeinde obliege aufgrund der "biblischen Offenbarung die letzte Verantwortung für das Altarsakrament". (Süddeutsche Zeitung, 28.3.91)
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Trotz der Anzeige der Mutter lehnte es die Staatsanwaltschaft Kempten jedoch ab, gegen den obskuren "Bruder Michael" zu ermitteln. Obwohl die jüngere Schwester sofort in psychiatrische Betreuung kam, behauptete die Behörde, es lägen keine Anhaltspunkte vor, daß die beiden Frauen "von Sinnen" gewesen seien. (Augsburger Allgemeine, 3. und 10.4.91)
Anm. der MIZ-Redaktion: Bei rational durchaus nachvollziehbaren Fällen von Freitod, etwa angesichts einer qualvollen, zum Tode führenden Krankheit, sind Polizei und Staatsanwaltschaft sehr schnell mit harten Maßnahmen und Untersuchungen bis hin zu Hausdurchsuchungen bei der Hand. Religiöser Wahn scheint so ziemlich das einzige Motiv für einen Selbsttötungswunsch zu sein, das die Justizbehörden unbesehen respektieren.
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Der Vizepräsident der sächsischen evangelischen Landessynode, Küttler, räumte jedoch bedauernd ein, auch nach der Wiedervereinigung sei die Jugendweihe "nicht so schnell totzukriegen".
Nach offiziellen Erhebungen nahmen 1991 in den neuen Ländern etwa 86.000 14jährige an der Jugendweihe teil, was einem Anteil von rund 60 % entspricht. In Ostberlin beteiligten sich z.B. zwei Drittel, in Plauen rund die Hälfte der Jugendlichen. Hingegen geht, selbst nach optimistischen kirchlichen Prognosen, nur etwa ein Fünftel zur Konfirmation, und zwar fast ausschließlich in ländlichen Gebieten. Ein wachsender Anteil von jungen Konfessionslosen verzichtet allerdings völlig auf derartige Festivitäten. (Weltbild, 19.10.90; epd Bayern, 11.3.91; Süddeutsche Zeitung, 12.3.91; Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 24.3.91)
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In offenbar genau berechneter Abstimmung forderte der Papst gleichzeitig die Verankerung des Religionsunterrichts an den staatlichen Schulen aller europäischer Länder. (KNA, 16.4.91)
Die besonders kirchentreue sächsische Landesregierung entsprach inzwischen den kirchlichen Forderungen und führte als erstes der neuen Länder den Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach ein, das trotz der konfessionslosen Bevölkerungsmehrheit kein Anmelde-, sondern ein Abmeldefach ist für Schüler, die nicht teilnehmen wollen. Vom Zwang zum Besuch eines Ersatzunterrichts ist allerdings (noch) nicht die Rede. (Neue Bildpost, 7.7.91)
Anm. MIZ-Red.: Das westdeutsche System ist in Europa die absolute Ausnahme. In den meisten Ländern gibt es ein solches Schulfach überhaupt nicht, in einigen wird der Kirche die Nutzung öffentlicher Schulräume zur Durchführung einer selbst organisierten Glaubensunterweisung gestattet.
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Das Katholische Büro ist die bei der Bundes- und jeder Landesregierung angesiedelte Lobby der Deutschen Bischofskonferenz. Der katholische Bevölkerungsanteil in Mecklenburg-Vorpommern liegt bei etwa zwei Prozent.
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Daß sie dennoch gerade in den ländlich-katholischen Wahlkreisen überdurchschnittlich verlor, ist nach einer infas-Untersuchung auf die Auflösung dieses typisch christdemokratischen Milieus in der jüngeren Generation zurückzuführen. (Frankfurter Rundschau, 23.4.91)
Anm. MIZ-Red.: Damit bestätigen sich einmal mehr langjährige Beobachtungen über Kirchenbindung und Wahlverhalten: Bei den Kirchentreuen ist für andere als die C-Parteien kaum etwas zu holen, andererseits wird gerade diese Wählergruppe immer kleiner (und älter), so daß es für andere Parteien umso weniger bringt, sich den Kirchen anzunähern (und sich damit der wachsenden Zahl der Kirchenfreien zu entfremden).
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Eine besonders krasse Bevorzugung sieht die der evangelischen Kirche angehörende Landtagsabgeordnete darin, daß Religionslehrer "an Kirchen und kirchlichen Genossenschaften" (also nicht Privatschulen, sondern rein innerkirchlichen Einrichtungen) 1991 mit 5,5 und 1992 mit 5,8 Millionen DM aus Haushaltsmitteln des Kultusministeriums vergütet werden. Auch das Ansteigen der Konkordatsleistungen in Höhe von 97,183 (1991) bzw. 101,147 Millionen DM (1992) für Gehälter und Pensionen kirchlicher Würdenträger kritisierte sie: "Die Jahresrenten der Bischöfe und Erzbischöfe, der Weihbischöfe und Dignitäre sollten doch wirklich eine Angelegenheit der Kirchen sein, die auch aus Kirchensteuermitteln finanziert wird." Ferner verurteilte sie einen geplanten Baukostenzuschuß an die Oberdeutsche Provinz der Jesuiten in Höhe von 1,5 Millionen DM (u.a. für die Erweiterung der Tiefgarage an deren Hochschule für Philosophie). In einem Leserbrief wies Karin Hiersemenzel auch darauf hin, daß sich etwa 80 % der bayerischen Kindergärten in kirchlicher Hand befänden, wodurch "Andersgläubigen die Ergreifung eines sozialen Berufes erheblich erschwert wird."
Während Kirchensprecher die Kritik als unberechtigt und "unerklärlich" bezeichneten, wies FDP-Fraktionschef Doeblin den Vorwurf eines neuen Kulturkampfs zurück; seine Fraktionskollegin habe "in ganz vorsichtiger Form die Frage gestellt, ob die Förderung in Ordnung ist". (FDP-Pressemitteilung v. 26.4.91; Augsburger Allgemeine, 27.4., 30.4. u. 13.5.91)
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Laut Urteil ist eine richterliche Entscheidung über eine vorbeugende Freiheitsentziehung schon vorher, im Notfall unmittelbar danach einzuholen, was hier unterblieb. Außerdem habe hier nicht die gesetzliche Voraussetzung einer unmittelbar bevorstehenden Straftat oder Ordnungswidrigkeit vorgelegen, weil die Aufschrift der mitgeführten Transparente (Schützt Kinder vor Allmächtigen und Heil Kind) nicht beleidigend war. Selbst ein möglicher (und hier nicht einmal vorliegender) Verstoß gegen die Anmeldepflicht einer Versammlung könne "den schwerwiegenden Eingriff der Freiheitsentziehung bei Berücksichtigung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes nur in Ausnahmefällen rechtfertigen". (Augsburger Allgemeine, 4.5.91)
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Unter dem früheren Vorsitzenden, Kultusminister Dr. Alois Hundhammer, hatte der erzkatholische Zirkel in den fünfziger und sechziger Jahren großen Einfluß ausgeübt (u.a. beim Kampf für den Erhalt der Konfessions-Volksschule, gegen den Sex-ualkundeunterricht und sogar gegen die Zulassung zweiteiliger Badeanzüge), verlor aber schließlich den Machtkampf gegen den weltlicheren Flügel, nicht zuletzt weil Dr. Hundhammer ebenso wie sein frommer Nachfolger Dr. Ludwig Huber - gleichfalls Kultusminister - ausgerechnet wegen außerehelicher Beziehungen kompromittierbar waren. Auch über den jetzigen Amtsinhaber formuliert die SZ süffisant: "Gegen den zweiteiligen Badeanzug zum Beispiel würde Hans Zehetmair nie ein Wort verlieren; dazu, das räumt er freimütig ein, wisse er den Inhalt desselben wohl genug zu schätzen. Es gibt Politikerinnen, die das aus eigener Erfahrung bestätigen können, weil ihnen der neue Vorsitzende des Katholischen Männervereins Tuntenhausen, als er noch Landrat in Erding war, diese Wertschätzung anläßlich eines Tanzes auf dem Garnisonsball handgreiflich zum Ausdruck brachte." (Süddeutsche Zeitung, 11.5.91)
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Das Gericht stellte fest, daß die dienstlichen Belange Vorrang vor dem Grundrecht der Glaubens- und Gewissensfreiheit oder der ungestörten Religionsfreiheit haben.
Die Sekte Worldwide Church of God beruft sich in ihrer Lehre strikt auf die Vorschriften der alten jüdischen Schriften und glaubt, daß die Festtage Gottes auch heute noch so einzuhalten seien, wie es im 23. Kapitel des 3. Buch Mose (das übrigens nachgewiesenermaßen nicht von Moses stammt, MIZ-Red.) vorgeschrieben ist. (Süddeutsche Zeitung, 6.6.91)
Anm. MIZ-Red.: Diese Rechtsgrundsätze gelten allerdings nicht für die Großkirchen. So haben Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes grundsätzlich Anspruch auf zwei Tage Dienstbefreiung jährlich, um an religiösen Veranstaltungen, z.B. einem Kirchentag, teilzunehmen.
Wie einer Selbstdarstellung in ihrer Hauszeitschrift Klar und Wahr (engl. Originaltitel The Plain Truth = Die Reine Wahrheit), 3/91 zu entnehmen ist, hat die 1931 gegründete Sekte nach eigenen Angaben über 100.000 Anhänger in 120 Ländern. Da ihre Mitglieder zehn Prozent ihres Einkommens abführen müssen, kann sie zwölf Regionalbüros unterhalten und 800 Teilzeit- sowie 700 Vollzeitprediger beschäftigen. Außerdem verfügt sie über mehrere Publikationsorgane, zwei Schulungszentren und einen Fernsehsender.
Interessenten wirbt sie in erster Linie, indem sie für aktuelle Probleme in einer immer komplizierter werdenden Welt einfache Patentrezepte anbietet, die sie von ausgewählten und jeweils passend interpretierten Auszügen der Bibel ableitet.
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Daß Meyer seine katholische Verbandstätigkeit für wichtiger hält als die arbeitsintensive Aufbauarbeit in seinem Ministerium, wurde durch eine Vortragsreise auf Einladung des Schulwerks der Diözese Augsburg deutlich. Dort referierte er zum Thema "Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Glaubensvermittlung an Jugendliche in den neuen Bundesländern". (Bonifatiusblatt 3/91, S.14; Mitteilung des Schulwerks der Diözese Augsburg für den 13.7.91)
Frankreich
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"Touvier, der sich dank außerordentlicher Beziehungen zu konservativen kirchlichen Kreisen 45 Jahre der Justiz entziehen konnte, war 1989 in einem Kloster bei Nizza verhaftet und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter Anklage gestellt worden." (Wörtliches Zitat AFP/dpa) Ihm wird vor allem die Beteiligung an der Ermordung des früheren Menschenrechtsliga-Vorsitzenden Basch und dessen Frau sowie an der Verschleppung bzw. Ermordung spanischer politischer Flüchtlinge und jüdischer Geiseln, begangen jeweils 1944, zur Last gelegt. (Süddeutsche Zeitung, 12.7.91)
Anm. MIZ-Red.: Zu den Umständen der Verhaftung Touviers und seiner jahrzehntelangen kirchlichen Obhut vgl. MIZ 2/89, S.43, Meldung 1180.
Großbritannien
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Gravierender wirkt sich jedoch der rapide Rückgang des Gottesdienstbesuchs aus. In den letzten 20 Jahren wurden deshalb bereits 1300 Kirchen außer Dienst gestellt. Die meisten landen auf dem Immobilienmarkt und werden zu Begegnungszentren, Büros, Galerien und Geschäften umgebaut; kleinere Kirchen finden auch bei Wohnungskäufern Anklang. Rund 300 Gotteshäuser wurden abgerissen, weil sich keine Verwendung mehr anbot. (Frankfurter Rundschau, 7.1.91; TAZ, 6.6.91)
Anm. MIZ-Red.: Wie einem Artikel der katholischen Illustrierten Neue Bildpost vom 14.7.91 zu entnehmen ist, werden auch in Deutschland Kirchen geschlossen und verkauft, ohne daß dies jedoch bisher offiziell bekanntgemacht wurde.
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Im Gegensatz zur katholischen hielt sich die anglikanische Kirche bisher völlig zurück.
Irland
Italien
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Der katholische Klerus zeigte sich mit dem Urteil äußerst unzufrieden. Kardinal Poletti, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz und Vikar des Papstes kritisierte, die Entscheidung "schwächt das Angebot kultureller Werte und behindert die christliche Erziehung in den Familien". Der evangelische Kirchenbund begrüßte dagegen das Urteil: "Wir haben ein Nachhutgefecht von erheblicher Bedeutung gewonnen", meinte das gewählte Oberhaupt der Waldenser-Kirche. Republikaner, Liberale, Linke und Gewerkschafter (nicht aber Sozialdemokraten und Sozialisten) äußerten sich ebenfalls positiv und sehen mit dem Urteil die Gleichheit aller Bürger besser gesichert. (Frankfurter Rundschau, 16.1.91)
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Bei diesen Durchschnittswerten seit 1981 bleibt allerdings unberücksichtigt, daß die Säkularisierung gerade innerhalb der letzten zehn Jahre überall in Süd- und Westeuropa auffallend vorangeschritten ist, so daß die Ergebnisse von 1990 für Konfessionslose wesentlich günstiger ausfallen als die von 1980.
Jugoslawien
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Der Vatikan dementierte diese Meldung umgehend. Dennoch erhärtete Politika die Vorwürfe mit Hinweisen "aus Kreisen, die der Führung der katholischen Kirche nahestehen", und behauptete, Vertreter der kroatischen Regierung, des Vatikan und des Malteser-Ordens hätten Gespräche über die Modalitäten der Geldübergabe geführt. (Augsburger Allgemeine, 12.2.91; KNA, 20.2.91))
Anm. MIZ-Red.: Selbst wenn die Darstellung der Politika eine Falschmeldung sein sollte (was keineswegs sicher ist), zeigt sie doch, wie tief in Serbien die Angst vor einer erneuten Kooperation von Kroatien mit dem Vatikan ist, die während des Zweiten Weltkriegs - unter maßgeblicher Beteiligung katholischer Geistlicher - das Leben von mehreren hunderttausend Serben gekostet hat (vgl. Deschner, Kirche und Faschismus, S.99-118, sowie Mit Gott und dem Führer, S.270-303, und Dedijer, Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan; siehe auch TAZ, 16.4.91: Von Jasenovac wollen die meisten Kroaten nichts mehr wissen).
Polen
Schweiz
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Anm. der MIZ-Red.: Weitere exakte Zahlenangaben wurden zwar nicht gemacht, doch ging aus früheren Presseberichten hervor, daß zumindest im Kanton Zürich eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen ist.
Spanien
Tschechoslowakei
UdSSR
Ungarn
Vatikan
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Zunächst setzte Wojtyla genau bei den konziliaren Grundfragen an: "Ist die Mission unter den Nicht-Christen noch aktuell? Wird sie vielleicht durch den Dialog unter den Religionen ersetzt? Ist die Förderung im Bereich des Menschlichen nicht eines ihrer Ziele, das genügt? Schließt nicht die Achtung vor dem Gewissen und vor der Freiheit jeden Bekehrungsversuch aus? Kann man nicht in jeder Religion gerettet werden? Warum also Mission?"
In seiner Antwort unterstrich er, verglichen mit den Konzilstexten, deutlich stärker die katholische "Pflicht und Entschlossenheit, ohne Zögern Jesus Christus zu verkünden" und kam zu dem Schluß: "Der Glaube wird stark durch die Weitergabe". Im Gegensatz zur Missionspraxis früherer Jahrhunderte betonte er zwar, daß Mission stets gewaltfrei zu erfolgen habe, vermied aber jeden Hinweis, ob er darin auch eine Absage an politischen, wirtschaftlichen und psychologischen Druck (z.B. auf Arbeitnehmer in kirchlichen Einrichtungen) mit einschließe.
Ausdrücklich beklagte der Papst die ihm zu weit gehende Toleranz und Verständnisbereitschaft vieler Katholiken, die er als "Gleichgültigkeit" und "Relativismus" diffamiert: "Eine der schwerstwiegenden Ursachen des geringen Interesses für den Missionseinsatz ist jedoch eine Denkweise der Gleichgültigkeit, die leider auch unter Christen weit verbreitet ist und ihre Wurzeln in theologisch unrichtigen Vorstellungen hat. Diese Denkweise ist durchdrungen von einem religiösen Relativismus, der zur Annahme führt, daß eine Religion gleich viel gilt wie die andere". (Frankfurter Allgemeine, 23.1.91)
Nordamerika
Kanada
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Vertreter der kanadischen Indianer werfen der katholischen Kirche seit langem vor, in von ihr geleiteten Internaten seien Indianerkinder körperlich, psychisch und sexuell mißhandelt worden. (Frankfurter Rundschau, 7.2.91)
Anm. MIZ-Red.: Mindestens ebenso skandalös wie diese Verbrechensserie ist der späte Zeitpunkt der Anklage, der auf eine jahrelange Vertuschung schließen läßt.
Vereinigte Staaten
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Ein anderer Theologe rechtfertigte diese Verhaltensweise: Es gibt einen Haufen amoralischer oder einfach nihilistischer Leute, die in den Gettos groß geworden sind, und wenn man versucht, Moral in diese allgemeine Unmoral zu bringen, dann bedeutet das beinahe schon Selbstmord." (Rhein-Zeitung, 22.5.90)
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Als nun jedoch in Robertsons eigener Radiostation ein Brand ausbrach, merkten seine Kritiker an, daß die Sendungen des Predigers vielleicht seinem höchsten Chef auch nicht mehr gefallen haben. (Süddeutsche Zeitung, 7.3.91)
Lateinamerika
Guatemala
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Beobachter bringen diese Sensation mit dem ungeheuren Zulauf zu fundamentalistischen Splittergruppen in Verbindung, die vor allem in Elendsvierteln sowie in armen Dörfern besonders viele Kapellen und Gotteshäuser aus dem Boden stampfen. Das Geld hierzu stammt meist von Spenden reicher Brudergemeinden aus den USA.
Der Zusammenhang ist offensichtlich: Einerseits wirbt die buntgemischte Schar von Wunderheilern, Fernsehpredigern, Wiedergeborenen und adretten Missionaren durchweg mit Heilsversprechen, predigt Glaube und Hoffnung als oberste Maxime und interpretiert Armut und Unterdrückung als Prüfung Gottes und Vorstufe zum Paradies. Andererseits fördert die US-Regierung solche Missionierung indirekt, seitdem der Rockefeller-Bericht für die Nixon-Administration 1969 feststellte: "Die katholische Kirche hat aufgehört, ein glaubwürdiger Verbündeter der USA und ein Garant der sozialen Stabilität zu sein." Auch die Reagan-Regierung bestätigte im Strategiepapier von Santa Fé 1980, die US-Außenpolitik müsse der katholischen Befreiungstheologie offensiv entgegentreten.
Damit in Zusammenhang kam kurz danach erstmals ein "wiedergeborener" Christ, Rios Montt, durch einen Putsch an die Macht und prophezeite, bis zum Jahr 2000 werde das Land evangelikal sein. Nachdem er sich in einem "heiligen" Feldzug gegen das Böse jedoch als blutiger Schlächter erwies, mußte er sein Amt 1985 abgeben. Zur Wahl Ende 1990 wurde er als ehemaliger Putschist nicht mehr zugelassen, doch hatte er bereits die ganze Spitze von Armee und Verwaltung mit Sektenmitgliedern durchsetzt. Davon profitierte nun sein enger Berater Serrano. (Frankfurter Rundschau, 8. u. 18.1.91)
Anm. MIZ-Red.: So verdienstvoll der helfende Einsatz vieler von den Befreiungstheologen inspirierten Sozialarbeiter in einigen mittelamerikanischen Staaten ist, so unstreitig bleibt dort allerdings auch die tiefe Kluft zwischen ihnen und den ungleich mächtigeren papsttreuen und konservativen Oberhirten, die politisch den Evangelikalen ähneln.
Peru
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Findige Journalisten spürten jedoch ein Handbuch des Militär-Geheimdienstes auf, in dem Wunder als Beruhigungsmittel für die überwiegend katholische Bevölkerung empfohlen werden. Der Schwindel flog endgültig auf, als auffiel, daß eine weinende Madonna von Fatima im Haus eines Regierungsangestellten und eine weitere im Büro der Regierungspartei stand. (Süddeutsche Zeitung, 8.5.91)