Eine Werteerziehung für alle
Thesen von Dr. Volker Mueller, Präsident des DFW, zum Workshop: "Entkonfessionalisierung des Schulwesens - Werteerziehung für alle?"
Schule hat - neben Elternhaus, Jugendhilfe und Vereinigungen - heute mehr denn je die Aufgabe, Werteerziehung und Werteorientierung zu entwickeln und zu vermitteln. Die vielfältigen Lebensanschauungen in unserer Welt, die multikulturell und multiweltanschaulich geprägt ist, erfordern angemessenen und zeitgemäßen Unterricht zu ethischen und lebenskundlichen Fragen und zu den Sinnfragen mittels Religion und Weltanschauung.
Der konfessionelle Religionsunterricht und so genannte Ersatz- und Alternativfächer in der Bundesrepublik Deutschland erscheinen ebenso unzeitgemäß wie staatliche Vorgaben. Freiwillige zusätzliche Angebote von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften können allerdings Pluralität in unserer modernen Gesellschaft fördern. Lebenskunde oder religionskundlicher Unterricht kann - stets außerhalb der Stundentafel - eine gute Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht sein.
Die weltanschauliche Neutralität des Staates und die reale säkulare gesellschaftliche Situation führen letztlich zur Infragestellung direkten kirchlichen Einflusses auf die staatliche Schule und zur Favorisierung eines integrativen und dialogisch angelegten Unterrichts zu den Grundfragen des Lebens, zur werteorientierten Lebensgestaltung, humanistischen Ethik und Religions- und Lebenskunde in allen Bundesländern.
Das ordentliche Schulfach "Lebensgestaltung/Ethik/Religionskunde" (LER) im Bundesland Brandenburg ermöglicht - unabhängig von konfessionellen Bindungen oder Konfessionslosigkeit - gemeinsam leben zu lernen, Toleranz zu erleben und demokratische Auseinandersetzungen mit verschiedenen Lebensentwürfen und Weltanschauungen zu üben und zu gestalten.
LER erfüllt nicht alle Wünsche (z.B.: Abmeldeklausel, nicht alle Klassenstufen, zu wenig nichtchristliche Inhalte im Rahmenlehrplan). Dieser integrative Unterricht überwindet aber die konfessionelle Spaltung zwischen den Schülerinnen und Schülern und realisiert einen neuen Weg des toleranten Umgangs auch mit Religion und Weltanschauung in der staatlichen Schule. Es werden Lebensanschauungen erfahren und respektieren gelernt. Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel in der Werteerziehung.