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(65) Jun 1977. Unter 18.000 Soldaten aus vier Kontinenten und 15 Nationen, die an der 19.
Internationalen Wallfahrt katholischer Soldaten nach Lourdes teilnahmen, befanden sich 3500 Soldaten und Zivilangehörige der
Bundeswehr mit ihrem Militärbischof Hengsbach, Essen.
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(66) Aug 1977. Der Tier- und Umweltschützer Prof.Bernhard Grzimek antwortete auf die Frage der
Bild-Zeitung: "Beten Sie?" mit "Nein. Ich bin Atheist, denn ich bin Naturwissenschaftler". Der Pilger, Kirchenzeitung für das
Bistum Speyer, kommentierte die Äußerung Grzimeks folgendermaßen: "Ob Professor Grzimek an den Schöpfer glaubt oder nicht, ist
seine Sache, nur sollte er nicht schier wie ein Naturgesetz darstellen, daß er als Naturwissenschaftler nicht an Gott glauben
kann. Kopernikus, Galilei (!), Newton und Linne sind auch Leute." Womit der Pilger die Bild-Zeitung an journalistischer
Unbedarftheit noch in den Schatten stellte.
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(67) Sep 1977.Zur Überwindung des Terrorismus seien nicht geballte Fäuste, sondern gefaltete Hände
notwendig, erklärte der Bischof von Rottenburg, Georg Moser. Die geballte Faust terroristischer Revolutionäre könne auf Dauer
nur durch gefaltete Hände als dem Symbol einer geistig-religiösen Gegenkraft geöffnet werden.
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(68) Sep 1977. Für "überflüssig" halten die katholischen Bischöfe in Nordrhein-Westfalen die
beabsichtigte Einführung der Kooperativen Schule. Während SPD und FDP in der Gesamtschule ein Modell für die Zukunft sehen,
verurteilen die Bischöfe die "Einheitsschule als ein Instrument zur Durchsetzung gesellschaftlicher Veränderungen".
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(69) Sep 1977. Auf der Jahreskonferenz der katholischen Bischöfe in Fulda wurden indirekt die
kirchenkritischen gesellschaftlichen Kräfte als Verursacher des Terrorismus angeprangert. In einer Erklärung beklagten die
Bischöfe die zynische Herabsetzung der christlichen Grundwerte und Kardinaltugenden.
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(70) Sep 1977. Während einer gemeinsamen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Selbstmordverhütung
(DGS) und der Katholischen Akademie Hamburg ging der Professor an der Psychiatrisch-Neurologischen Klinik der Universität Wien,
Erwin Ringel, mit der christlichen Erziehung hart ins Gericht. Sie sei demütigend und lerne den Menschen von Kindheit zum
Duckmäusertum an. Die Suizidgefährdung sei bei Christen größer als bei anderen Menschen. Millionen seien durch die katholische
Kirche zu seelischen Krüppeln gemacht worden, vor allem durch die falsche Sexualerziehung.
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(71) Sep 1977. Antje Huber, Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, erklärte auf der XV.
Europäischen Familienministerkonferenz, daß "die Familie noch immer die stabilste mitmenschliche Gemeinschaft in der
Gesellschaft" sei. Zu dieser Bemerkung fragte die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt zynisch, ob im Bonner
Familienministerium neuerdings "die revolutionären Blüten verwelkt" seien.
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(72) Sep 1977.Der Hamburger Bürgermeister Hans-Ulrich Klose (SPD) warnte während eines ökumenischen
Gottesdienstes in Hamburg vor einer "kaltherzigen Ellenbogengesellschaft". Der Pastorensohn rief zur "Rückbesinnung auf alte
Werte und Tugenden" auf.
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(73) Sep 1977. Zur Vollendung seines 80.Lebensjahres gratulierte Bundespräsident Scheel Papst Paul
Vl. im Namen des "deutschen Volkes". Im Glückwunschtelegramm Scheels' heißt es, der Papst habe "der suchenden Menschheit Wege
zu Frieden und Eintracht gewiesen".
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(74) Sep 1977. Einen Rekordandrang verzeichnete das Katholische Büro in Bonn bei seinem
traditionellen Jahresempfang. Das Kommissariat der Bischöfe hatte eingeladen und über 700 Gäste aus Politik, Wirtschaft,
Wissenschaft, Justiz und Kirche waren erschienen, darunter: Bundestagspräsident Carstens, seine Stellvertreter Stücklen, Funcke
und Schmidt-Vockenhausen; Bundeskanzler Schmidt; die Minister Vogel, Rohde, Ravens, Schlei; CDU-Vorsitzender Kohl und
CDU-Generalsekretär Geißler; die in Bonn akkreditierten Botschafter aus Ägypten, Afghanistan, Algerien, Belgien, Brasilien,
Burundi, Chile, EI Salvador, Frankreich, Haiti, Honduras, Irland, Italien Jugoslawien, Kolumbien, Libanon, Libyen, Österreich,
Paraguay, Peru, Philippinen, Polen, Tschad, Türkei, Uganda und Venezuela. Die sowjetische Botschaft war durch den Botschaftsrat
für politische Angelegenheiten vertreten.
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(75) Sep 1977. Der bisherige Leiter des Kommissariats der westdeutschen Bischöfe beim Katholischen
Büro in Bonn, Wöste, wurde mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik auf Vorschlag des Bundespräsidenten
ausgezeichnet.
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(76) Okt 1977.Als Vatikan-Delegat reist einer der mächtigsten Männer der Bundesrepublik, Bankier
Hermann Josef Abs, Mitglied des päpstlichen Ritterordens zum Heiligen Grab, von einer Atomenergiekonferenz zur anderen. Abs
gilt als einer der einflußreichsten Befürworter des Kernkraftwerkbaues.
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(77) Okt 1977.Der frühere Intendant des ZDF, Karl Holzamer, stellte am 4.Oktober auf der
Eröffnungsveranstaltung zum Monat der Weltmission 1977 in Mainz die christliche Missionstätigkeit als notwendig für die
deutsche Gesellschaft heraus. Mission habe immer auf Seite derjenigen gestanden, die für Gerechtigkeit, Frieden und Fortschritt
kämpften.
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(78) Nov 1977. Als "ausschließlich zur persönlichen Information bestimmt" veröffentlichte der
Informationsdienst der Katholischen Nachrichten Agentur in Nr. 46 vom 10. November 1977 eine Meldung über Kontakte zwischen SPD
und PLO: SPD-Vorsitzender Brandt und SPD-Bundesgeschäftsführer Bahr hätten in Bonn unter Ausschluß der Öffentlichkeit ein
Gespräch mit Vertretern der Palästinensischen Befreiungsfront (PLO) geführt. "Ziel dieser Initiative ist es, mit der PLO auf
der Parteischiene ein Abkommen darüber zu treffen daß diese Organisation sich in Zukunft weder selbst noch über irgendeine
ihrer Unterorganisationen an der Entführung deutscher Flugzeuge beteiligt. Für ein solches Abkommen wären die deutschen
Verhandlungspartner der PLO bereit, die Israel-Politik dieser Organisation zu unterstützen und der PLO auch finanzielle Hilfe
zukommen zu lassen."
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(79) Nov 1977. Auf dem Kieler Bundesparteitag der FDP wurden die Kirchen mit keinem Wort erwähnt. Die
Liberalen haben ihr brisantes "Kirchenpapier" inzwischen in der Schublade verschwinden lassen.
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(80) Nov 1977. Mit Billigung des hessischen Kultusministers Krollmann (SPD) will die hessische CDU
über einen "Freundeskreis Freie Universität Fulda e.V." in Fulda eine sogenannte "Freie Universität" errichten. Eine derartige
Privatuniversität soll ein Gegengewicht zu den "überdemokratisierten Hochschulen" bilden; sie ist für Studenten gedacht, die
"christliche Orientierung" nachweisen. Als Grundausstattung denkt man an die Fachbereiche Theologie, Rechtswissenschaften,
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Kultur- und Geisteswissenschaften. Finanziert werden soll das Unternehmen von den
steuerzahlenden Bürgern mit einem "Universitätspfennig".
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(81) Nov 1977. Der katholische Kirchenrechtler an der Universität Tübingen, Johannes Neumann, hat
seinen Lehrauftrag zurückgegeben. Neumann begründete seinen Schritt in einem Schreiben an Bischof Georg Moser damit, daß das
für wissenschaftliches Arbeiten notwendige Minimum an geistiger Freiheit im "römisch-katholischen System nicht gewährbar" sei,
"weil es sich sonst selber aufgeben müßte".
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(82) Nov 1977, Mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik wurde Günter Prinz, Chefredakteur
der Bild-Zeitung, von Bundespräsident Scheel ausgezeichnet - 2,5 Millionen DM Leserspenden für die Krebshilfe seien "auf das
journalistische Können und die große Sorgfalt der Redaktion" zurückzuführen ...
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(83) Nov 1977.Das Passauer Bistumsblatt forderte die katholischen Theologen Küng und Haag auf, ihren
"kirchlichen Lehrauftrag zur Verfügung zu stellen", da ihre "Lehrmeinungen mit den Dogmen der Kirche nicht mehr übereinstimmen"
und sie "offene Irrlehren vertreten, Küng z. B. durch die Ablehnung der Dreifaltigkeit und Haag durch die Leugnung des
Teufels".
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(84) Nov 1977. Die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage"(Mormonen) baut ihre
Stützpunkte aus: Nach Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart wurde eine neue Mormonen-Diözese in München errichtet. Mit
17.000 Mitgliedern hat die Bundesrepublik den größten Mormonen-Anteil aller Länder Kontinentaleuropas.
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(85) Okt 1977. Nach einer Meldung der Frankfurter Nachtausgabe vom 9. Oktober wollen die Kirchen den
Soldaten der Bundeswehr 1978 fast 240.000 Gebets- und Gesangbücher auf Kosten der Steuerzahler aufdrängen. Im Etat des
Bundesverteidigungsministeriums sind 418.000 DM für diese Aktion veranschlagt. Für "sonstige Kultkosten" wie "Abendmahl und
Meßweine, Kerzen usw." sind für 1978 insgesamt 96.000 DM aus Bundesmitteln vorgesehen.
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(86) Nov 1977. Mit gegenwärtig über 2000 Neuerscheinungen pro Jahr steht das religiöse Buch an
fünfter Stelle in der BRD. Damit übertrifft es die Anzahl der neu erschienenen politischen Bücher um das Doppelte.
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(87) Nov 1977. Die katholische Zeitschrift Christ in der Gegenwart wertete die Entscheidung der
Parteien zum Bau von Atomkraftwerken als Erfolg für die Kirchen.
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(88) Dez 1977. Unter der Überschrift "Wiedergewinnung der Hoffnung - Der Arzt und seine Kranken in
Lourdes" wirbt die barmer, Zeitschrift für Mitglieder der Barmer Ersatzkasse, in Nr. 4/77 für Wallfahrten nach Lourdes.