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(125) Nov 1977. Als "ungeheure Chance" für die Kirche bezeichnete Domkapitular Huber (Freiburg) den
durch Grundgesetz, Landesverfassung und Schulgesetz abgesicherten Religionsunterricht.
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(126) Jan 1978. Nach dem spektakulären Sturz des Chefs der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf,
Ludwig Pouflain, äußerte dessen langjähriger Gönner, der Konstanzer Finanzmakler Franz Josef Schmidt, gegenüber Bankmanagern in
Stuttgart, er habe Poullain und die Westdeutsche Landesbank (drittgrößte Bank in der BRD) Ende 1973 mit Vatikangeldern aus
einer schwierigen finanziellen Situation geholfen.
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(127) Feb 1978. Vor der Delegiertenkonferenz der nordrhein-westfälischen Jungdemokraten erklärte
der Hamburger Verfassungsrechtler Ulrich Klug (FDP), die im Entwurf des neuen Bundesmeldegesetzes vorgesehene Erlaubnis zum
Weitergeben von Personendaten an die Kirchen sei "mit Sicherheit verfassungswidrig". Diese Daten mußten dann auch an
verfassungsrechtlich gleichgestellte andere Glaubensgemeinschaften gegeben werden oder was er wegen der Trennung von Staat und
Kirche für richtig halte - an gar keine kirchlichen Organisationen.
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(128) Feb 1978. Die Deutsche Bundespost gab ihre "Sonderpostwertzeichenplanung" für 1979 bekannt.
Sie hat damit wieder einmal ein Zeichen gesetzt für ihre klerikal beeinflußte Briefmarkenpolitik. Für die 25 Einzelmarken bzw.
Serien, die 1979 zur Ausgabe gelangen, wurden neben ideologisch neutralen Motiven folgende Anlässe gewählt: 450 Jahre
Erstveröffentlichung des Kleinen und Großen Katechismus von Martin Luther; Heiligtumsfahrt Aachen 1979; 800. Todestag der
Hildegard von Bingen (einer christlichen Heiligen, die 1179 bei Bingen starb); ferner gedenkt die Post eines unbedeutenden
Religionsphilosophen zu seinem 100. Todestag, des 1879 gestorbenen Immanuel Hermann Fichte, der als Sohn Johann Gottlieb
Fichtes vor allem das Werk seines Vaters betreute. Die Literatur ist nur mit einer einzigen Marke vertreten: zum 100.
Geburtstag von Agnes Miegel (geboren am 9.März 1879). Dagegen wurde ein Vorschlag des MIZ-Mitarbeiters Klaus M. Rarisch, Arno
Holz zum 50. Todestag am 26. Oktober 1979 zu ehren, ohne Begründung abgelehnt, nachdem bereits 1963 der 100. Geburtstag des
sozial- und kirchenkritisch engagierten Dichters postalisch unbeachtet geblieben war (vgl. MIZ Nr. 4/76). Arno Holz wie Agnes
Miegel sind vor allem durch ihre Gedichte bekannt geworden; beide erhielten als gebürtige Ostpreußen die Ehrendoktorwürde der
Universität Königsberg. Während aber Holz als erster deutscher Großstadtlyriker und Erneuerer der poetischen Formen und
Ausdrucksmöglichkeiten in die Literaturgeschichte einging, ist Agnes Miegel eher durch konservative Tendenzen und Titel wie
"Kirchen im Ordensland" (1933) hervorgetreten. In der Nazizeit unterschrieb sie "feierlichst" ein "Gelöbnis treuester
Gefolgschaft" zu Adolf Hitler und verfaßte entsprechende Führerhymnen. - über die Ausgabe der Sondermarken entscheidet
routinemäßig der Bundespostminister nach Empfehlungen eines "Programmbeirats". Die Zusammensetzung dieses Gremiums wurde von
der Post nicht bekanntgegeben.
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(129) Feb 1978. Die sterblichen Überreste der ehemaligen Studentin Anneliese Michel, die am 1. Juli
1976 an den Folgen einer "Teufelsaustreibung" gestorben war (vgl. MIZ Nr. 3/76) wurde fünf Wochen vor Beginn des Prozesses
gegen die Exorzisten und die Eltern auf dem Friedhof von Klingenberg "umgebettet"- Das Ehepaar Michel hatte die Exhumierung
ihrer Tochter wegen der "Vision" einer Nonne veranlaßt. Nach dieser Vision sollte der Körper der Toten unversehrt und unverwest
erhalten geblieben sein. Trotz dieser ungewöhnlichen Begründung auf Umbettung stimmte das zuständige Landratsamt Miltenberg der
Exhumierung zu. Die Gebeine wurden in Gegenwart des Exorzisten Arnold Renz und im Schutz von 30 Polizisten von einem weißen
Kindersarg in einen Eichensarg mit Innenverkleidung aus Zink gelegt. Nach der Umbettung wurde die Tote wieder in einer von
Salvatorianer-Pater Renz angeführten Prozession zum Grab zurückgeleitet.