Die Brights
Eine Idee aus den USA macht auf sich aufmerksam
Im Rundbrief August 2003, S. 20, berichtete René Hartmann über ein Projekt, das während des AAI-Convents vorgestellt wurde: Um mit der Begriffsverwirrung um Atheisten/Agnostiker/ Nichtreligiöse Schluss zu machen, wurde die Verwendung des Wortes "Bright" (deutsch etwa: hell, klar) vorgeschlagen, das alle Menschen bezeichnen soll, die sich zu einer naturalistischen Weltsicht bekennen, deren Weltanschauung frei von Übernatürlichem ist. Das Projekt stieß bei den Konferenzteilnehmern allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung.
Nichtsdestotrotz wurde mittlerweile eine medienwirksame Kampagne hierzu gestartet, vor allem über das Internet, aber auch durch Aufrufe in der New York Times und im britischen Guardian. Die "Brights" sollen als internationale Vereinigung konstituiert werden und der Begriff weltweite Verbreitung finden. Vorbild ist dabei die Schwulenbewegung. Gleichgeschlechtlich Orientierte, die sich selbst nicht länger mit dem Wort "homosexuell" bezeichnen wollten, kaperten seinerzeit kurzerhand das Adjektiv "gay", das in der Folge seine ursprüngliche Bedeutung im Sinne von "heiter" so gut wie verloren hat. Auf gleiche Weise wollen die Freidenker und Atheisten sich des Kunst-Substantives "Bright" bemächtigen. Die "Aufgeweckten" also, die "Hellen" und "Gescheiten". Diese Assoziationen soll die Wortneuschöpfung wecken, ohne dabei allerdings allzu ausdrücklich zu werden. Auf jeden Fall wollen die "Brights" die Verwendung von "bright" als Adjektiv vermeiden. Allzu leicht könnte das einen eher arroganten als freundlichen Eindruck machen.
Initiiert wurde das Ganze u.a. von renommierten Autoren und Wissenschaftlern wie Richard Dawkins, Autor der Bestseller "Das egoistische Gen" und "Der blinde Uhrmacher", Michael Shermer, Herausgeber der US-Zeitschrift "Skeptic", James "The Amazing" Randi und dem IBKA-Beiratsmitglied Mynga Futrell.
Jeder kann mitmachen: Auf der Webseite www.the-brights.net, die im Frühjahr gestartet wurde, kann man sich als ein "Bright" registrieren lassen und Kontakte knüpfen. Mittlerweile haben sich bereits über 700 Personen zu der Bewegung bekannt.
Die "Brights" wünschen sich mehr Verständnis der Menschen für naturwissenschaftliche Zusammenhänge und versuchen, in der Öffentlichkeit damit Beachtung zu finden, um in dieser Hinsicht aufzuklären. Die Initiatoren meinen offenbar, gerade in den USA mit einem positiver besetzten Begriff, als es Atheismus/Agnostizismus ist, ihre Ziele Erfolg versprechender verfolgen zu können.
Im Wissenschaftsbetrieb ist es üblich, die eigenen Publikationen möglichst unangreifbar zu machen. Dazu kann gehören, sich Spezialthemen auszusuchen, die sonst niemand beherrscht und sich zudem in einer nahezu hermetischen Weise auszudrücken. Religionskritische Positionen kommen darin kaum vor. Beobachtbar ist hingegen eine verbreitete Schizophrenie, die eigenen wissenschaftlichen Standards auf ein fröhlich irrationales religiöses Privatleben nicht anzuwenden. Insofern stellt das offensive Bekenntnis von Wissenschaftlern zu einer vernunftgeleiteten Weltsicht - wie in der Aktion der "Brights" deutlich - eine neue Qualität dar.
Sollte sich der Begriff der "Brights" in den USA und außerhalb etablieren können, wäre das für diejenigen ein Fortschritt, die sich bislang nicht trauten, offen zu ihren naturalistischen Überzeugungen zu stehen. Auf die Frage nach einem Leben nach dem Tod soll es zukünftig völlig normal sein, selbstbewusst zu antworten: "Ich halte nicht viel davon, ich bin ein Bright".