Integration - Religion - Konfusion

Bericht zum offenen Diskussionsabend mit Ulrich von Kirchbach, Bürgermeister der Stadt Freiburg für Kultur, Jugend, Soziales und Integration am 06.10.2010
Veranstalter war der IBKA Regionalverband Freiburg

Bei der Veranstaltung wurden zunächst von Herrn von Kirchbach 10 Fragen zur Integrationspolitik in Freiburg, die er vorab bekommen hatte, beantwortet. Bei den Fragen/Antworten ging es schwerpunktmäßig um Islamunterricht, kirchliche/private Schulen und Kindergärten, Rücksicht auf konfessionelle Besonderheiten und inwieweit das alles nützlich für die Integration der Menschen mit Migrationshintergrund in Freiburg sei.
Daran entzündete sich im Anschluss dann auch eine rege Diskussion, vor allem mit den zahlreich anwesenden Mitbürgern türkischer Herkunft.

Ulrich von Kirchbach beantwortet Fragen von Arno Ehret

Eingangs betonte Herr v. Kirchbach, dass alle Schulen in Freiburg auf „gelingende Integration“ verpflichtet seien. Das bedeutet neben dem Erlernen der deutschen Sprache vor allem, die Kinder/Jugendlichen zu den Werten der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu erziehen. Ob der derzeitige Trägerpluralismus, der zu einem Boom der kirchlichen und vor allem privaten Schulen geführt hat, für dieses Ziel nützlich ist, wurde in der Diskussion stark bezweifelt. Es gibt z.B. auch Privatschulen, in denen die Migranten weitgehend unter sich sind.
Wesentlich bessere Ergebnisse werden von den staatlichen, integrativen Gesamtschulen (oder von dem noch weitgehenderen Konzept der Inklusion – 1 Schule für alle, auch für Behinderte, von der 1. bis zur 10. Klasse) erwartet. Gleiche Bildungschancen für alle wurde auch als bestes Mittel zur Verhinderung eines Abgleitens in den religiösen Fundamentalismus gesehen.

Wie notwendig es ist, für die Bildung zukünftig wesentlich mehr Geld zu investieren, zeigt eine von Herrn von Kirchbach gebrachte Statistik:
Beinahe 50% der Kleinstkinder in Freiburg (0-1Jahre) haben bereits einen Migrationshintergrund!
Das lässt erwarten, dass das Thema Integration ein zentrales Thema der nächsten Jahrzehnte sein wird.

Leitbild: Freiburg – eine offene Stadt
Freiburg pflegt – begünstigt durch die Lage im Dreiländereck – eine lebendige Kultur des Austauschs zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft. In der Stadt leben Mitbürgerinnen und Mitbürger aus über 160 Nationen. Von den anwesenden Personen mit Migrationshintergrund wurde auch konkret gefordert, dass sie bei gleicher Leistung gleiche Chancen im Berufsleben haben sollten, dass sie auf dem Wohnungsmarkt dieselben Chancen haben sollten und dass sie von allen (auch in den „noblen“ Stadtteilen) als Nachbarn akzeptiert werden - an sich alles pure Selbstverständlichkeiten.

(Autor: Manfred Geiger)