Militärseelsorge in Deutschland

Gunnar Schedel

Ein Musterbeispiel für die Unreformierbarkeit der real existierenden Kirchen

Aus: AKAZ 9 (1996)

Wann immer jemand die banale Wahrheit, daß Soldaten im Krieg morden, sagt oder schreibt, schlagen die Wogen in Deutschland hoch. Gerichtsverfahren werden angestrengt, die öffentliche Meinung polarisiert sich im Streit um das Problem staatlich legitimierten Massenmords. Merkwürdig schweigsam hingegen sind diejenigen, die ansonsten in Fragen der Moral geradezu ein Definitionsmonopol für sich beanspruchen und bekanntermaßen heftigst für den Schutz des "ungeborenen Lebens" eintreten: die beiden christlichen Großkirchen.

Das Kuckucksei

Aus: MIZ 4/93

Eine parlamentarische Diskussion über die Militärseelsorge haben die Bundestagsabgeordneten Wolfgang Lüder (FDP) und Gert Wartenberg (SPD) in Gang gesetzt. Die beiden Abgeordneten, die dem Bundesvorstand des Humanistischen Verbandes Deutschland angehören, setzten sich jetzt in Bonn für eine Ergänzung der Militärseelsorge ein. Auch Nichtchristen in der Bundeswehr sollten danach eine Betreuung erhalten. In Bundestagsanfragen wollen Lüder und Wartenberg erfahren, inwieweit Bereitschaft besteht, die Betreuung nichtgläubiger oder nicht christlich-gläubiger Soldaten durch konfessionsfreie Organisationen zuzulassen und in ähnlichem Umfang wie die konfessionelle Militärseelsorge zu finanzieren. Zudem wollen sie wissen, wie hoch der Anteil der Soldaten ist, die sich zu keiner christlichen Kirche bekennen. (epd-Meldung aus Kinzigtal-Nachrichten vom 20.11.1993)