Anarchie und Evolution

Frank Welker

Buchbesprechung

Aus: IBKA Rundbrief Winter 2012/2013

Greg Graffin ist zweifellos ein Multitalent. Er ist nicht nur der Sänger der religionskritischen Punkband Bad Religion, sondern auch promovierter Evolutionsbiologe. Als Texter und Sänger hat er wohl wie kaum ein anderer im popkulturellen Bereich die Religionskritik vertreten. Seine Band Bad Religion, deren Logo ein durchgestrichenes christliches Kreuz ziert, gilt nicht nur in Amerika als feste musikalische und gesellschaftliche Institution. Mit Anarchie und Evolution ist nun sein neues Buch auch in Deutschland erschienen.

Und dieses Buch hat es wirklich in sich. Die Themengebiete, die Graffin streift sind vielfältig und interessant. Für Fans der Band sind dabei sicher besonders seine Ausführungen zur Geschichte der Band spannend. Man erfährt aber nicht nur, wie diese entstand und dann zu einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Punkbands aufstieg, sondern auch viel über die Hintergründe der Punkszene in den USA.

Aber auch wissenschaftlich interessierte Personen kommen voll auf ihre Kosten, denn Graffin verknüpft immer wieder persönliche Erfahrungen als Musiker mit seinen Erkenntnissen, die ihm die Evolutionstheorie eröffnete. Es gelingt Graffin sogar quasi nebenbei eine Einführung in wissenschaftliche Theorie und die Evolutionslehre abzuliefern, die durchaus in die Tiefe geht.

Gerade auch weil hier wieder persönliche Erfahrungen des Sängers eine große Rolle spielen. So räumt er etwa mit dem Missverständnis auf, es ginge in der Evolution nur um das Überleben des Stärkeren. Zudem lernt man auch eine Menge über den Alltag des Forschers Graffin, der Fossilien nachspürt und das Leben von exotischen Ameisen erkundet.

Graffin wäre natürlich nicht Graffin, wenn es in dem Buch letztlich nicht auch um Religionskritik ginge. Konsequent tritt der Sänger für ein naturalistisches Weltbild ein, indem für Götter und Fabelwesen kein Platz ist. Er hütet sich allerdings vor Plattitüden und Frontalangriffen gegen Gläubige, weshalb er unter anderen auch Christopher Hitchens kritisiert.

Fazit: Anarchie und Evolution ist ein herausragendes Buch, das von Anfang bis zum Ende zu fesseln weiß. Es besticht nicht nur durch Graffins einfühlsame Art der Wissensvermittlung sondern auch durch harte Fakten. Das Buch kann dabei sowohl Fans der Band als auch an Evolution interessierten Personen uneingeschränkt empfohlen werden. Für Religionskritiker ist es ohnehin ein Pflichtkauf.

Greg Graffin mit Steve Olson: Anarchie und Evolution, Glaube und Wissenschaft in einer Welt ohne Gott, riva Verlag, 2011