1991 - Meldungen 1408-1468

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  • (1465) Guatemala City. In der Stichwahl um das guatemaltekische Präsidentenamt verlor überraschend der betont katholische Kandidat Jorge Carpio gegen den Außenseiter Jorge Serrano aus einer kleinen rechtsorientierten Partei. Der Sieger ist gleichzeitig Prediger und führendes Mitglied der Shadai-Kirche, einer der etwa 200 evangelikalen Sekten, die in Guatemala Fuß gefaßt hatten.

    Beobachter bringen diese Sensation mit dem ungeheuren Zulauf zu fundamentalistischen Splittergruppen in Verbindung, die vor allem in Elendsvierteln sowie in armen Dörfern besonders viele Kapellen und Gotteshäuser aus dem Boden stampfen. Das Geld hierzu stammt meist von Spenden reicher Brudergemeinden aus den USA.

    Der Zusammenhang ist offensichtlich: Einerseits wirbt die buntgemischte Schar von Wunderheilern, Fernsehpredigern, Wiedergeborenen und adretten Missionaren durchweg mit Heilsversprechen, predigt Glaube und Hoffnung als oberste Maxime und interpretiert Armut und Unterdrückung als Prüfung Gottes und Vorstufe zum Paradies. Andererseits fördert die US-Regierung solche Missionierung indirekt, seitdem der Rockefeller-Bericht für die Nixon-Administration 1969 feststellte: "Die katholische Kirche hat aufgehört, ein glaubwürdiger Verbündeter der USA und ein Garant der sozialen Stabilität zu sein." Auch die Reagan-Regierung bestätigte im Strategiepapier von Santa Fé 1980, die US-Außenpolitik müsse der katholischen Befreiungstheologie offensiv entgegentreten.

    Damit in Zusammenhang kam kurz danach erstmals ein "wiedergeborener" Christ, Rios Montt, durch einen Putsch an die Macht und prophezeite, bis zum Jahr 2000 werde das Land evangelikal sein. Nachdem er sich in einem "heiligen" Feldzug gegen das Böse jedoch als blutiger Schlächter erwies, mußte er sein Amt 1985 abgeben. Zur Wahl Ende 1990 wurde er als ehemaliger Putschist nicht mehr zugelassen, doch hatte er bereits die ganze Spitze von Armee und Verwaltung mit Sektenmitgliedern durchsetzt. Davon profitierte nun sein enger Berater Serrano. (Frankfurter Rundschau, 8. u. 18.1.91)

    Anm. MIZ-Red.: So verdienstvoll der helfende Einsatz vieler von den Befreiungstheologen inspirierten Sozialarbeiter in einigen mittelamerikanischen Staaten ist, so unstreitig bleibt dort allerdings auch die tiefe Kluft zwischen ihnen und den ungleich mächtigeren papsttreuen und konservativen Oberhirten, die politisch den Evangelikalen ähneln.

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