1991 - Meldungen 1359-1407
1991 - Meldungen 1359-1407 rhartmann Wed, 12/31/1997 - 09:00Europa
Bulgarien
-
Als eine der ersten Amtshandlungen will Bulgarien sämtliche Unterlagen, die über eine mögliche Beteiligung bulgarischer Stellen am Papstattentat von 1981 Aufschluß geben könnten, einer internationalen Kommission übergeben. (Süddeutsche Zeitung, 5.4.91)
Dänemark
Deutschland
-
Auch in Bayern verlief die Tendenz dem westdeutschen Durchschnitt entsprechend; erstmals wurde die Marke von insgesamt 30.000 Austritten gestreift. Besonders auffällig ist die katholische Entwicklung: Bis 1984 lag die Austrittszahl stets unter 15.000 pro Jahr, seit 1985 liegt sie konstant darüber, 1989 sogar bei 19.130. (Statistisches Jahrbuch Bayern 1990, S.86)
Erste Daten für 1990 signalisieren eine nochmalige beträchtliche Steigerung. In Augsburg-Stadt verdoppelten sich die Austritte sogar beinahe (von 722 auf 1336), was allerdings auch auf die Aufklärungsaktionen des örtlichen Bundes für Geistesfreiheit über die kirchlichen Finanzen zurückzuführen ist (vgl. MIZ, 3-4/90, S.3-5). (Augsburger Allgemeine, 9.4.91; Aichacher Zeitung, 6.4.91)
Auch im Landkreis Fürstenfeldbruck (bei München) wurde 1990 eine Zunahme von durchschnittlich 15 Prozent gegenüber 1989 registriert. (Fürstenfeldbrucker Neueste Nachrichten, 22.2.91)
-
"Daß in der Charakterisierung des zersetzenden Einflusses des dekadenten Weltjudentums und seiner Gefährdung des deutschen Kulturlebens Rosenberg Wesentliches erkannt und dargestellt hat, ist nicht zu bestreiten. Verständlich ist ferner, daß er aus Liebe zum Volk und zur eigenen Rasse mit der ganzen Kraft seiner Seele das deutsche Wesen vor der Vergiftung durch diesen jüdischen Geist bewahren möchte und diesem Fremdgeist den unerbittlichen Kampf ansagt. Der Fehler liegt jedoch darin, daß die ganze Minderwertigkeit und Gefährlichkeit des entarteten Weltjudentums kritiklos auf das Volk Israel und auf das Alte Testament übertragen wird (...), als ob die Geistigkeit des wurzellosen Asphaltjudentums der Gegenwart gleichbedeutend wäre mit dem Geist des Alten Testaments."
Seitens des Betroffenen oder der evangelischen Kirchenleitung erfolgte keinerlei Reaktion. (Frankfurter Rundschau, 29.12.90 und 8.1.91)
Anm. MIZ-Red.: Die letzte größere Entlarvung gelang 1985 dem Bund für Geistesfreiheit Augsburg in Verbindung mit der MIZ, als der Militärgeistliche, Feldprediger und spätere Militärbischof Hermann Kunst (der sich in der Nachkriegszeit gleichfalls als Nazi-Gegner hinzustellen versuchte) mit Vereidigungs-Predigten während der Nazizeit konfrontiert wurde, die ihn als theologischen Einpeitscher der Hitlerarmee auswiesen (vgl. MIZ 3/85, S.2ff.).
-
Die Entscheidung ist umso bemerkenswerter, als fast alle anderen Gründe, z.B. politische Betätigung im Heimatland, nicht als hinreichend bewertet und nur rund 3 % der Asylbewerber anerkannt werden. Soll aber das Urteil nun heißen, daß Verfolgte aus islamischen Ländern sich künftig zum Christentum bekehren müssen, um als Asylsuchende eine Chance zu erhalten?
-
Wohin die Marschrichtung geht, machte Dyba gleich zu Beginn deutlich. Bereits bei seiner Amtseinführung plädierte er für stärkere Wehrbereitschaft des deutschen Volkes und indirekt auch für die Ausdehnung des Einsatzbereichs der Bundeswehr: "In dieser Völkergemeinschaft müssen und wollen wir unseren Beitrag leisten, auch durch und mit der Deutschen Bundeswehr. Deren Dienst im Verbund mit den freien Völkern ist ja von Anfang an Friedensdienst gewesen, und er sollte von unserer Gesellschaft als solcher honoriert werden. Dazu gehört ein gewisses Geschichtsbewußtsein." Friedensdemonstrationen und "Heidenangst" seien keine christlichen Tugenden. (Weltbild, 8.3.91)
Auf einem Militärgottesdienst kurz nach Amtsantritt forderte Dyba vor Bundeswehr-Kommandeuren zu mehr Selbstbewußtsein in Kirche und Armee auf und schlug seinen Adressaten einen Pakt vor (dazu auch die "Titelbild-Story" in dieser MIZ): In seiner Gegenwart werde die Bundeswehr nicht mehr ungerechtfertigt angegriffen, gleichzeitig sollten die Kommandeure darauf achten, daß in ihrer Gegenwart die Kirche nicht mehr ungerechtfertigt angegriffen werde. (KNA, 13.3.91)
Im Gegensatz zum "Dritten Reich" ist der katholische Militärbischof, derzeit Chef von 99 hauptamtlichen und 44 nebenamtlichen Militärseelsorgern, nur noch im Nebenamt tätig, d.h. zusätzlich zur Funktion als Ortsbischof. Seine Aufwandsentschädigung in Höhe von jährlich 7.200 DM wird aus dem Militärhaushalt gezahlt.
-
Von den zahlreichen anschließend befragten Teilnehmern des Soldaten-Gottesdienstes war allerdings kein einziger Wehrpflichtiger bereit, sich freiwillig in das Krisengebiet versetzen zu lassen. (Augsburger Allgemeine, 1.2.91)
-
Anm. der MIZ-Redaktion: Der letzte Halbsatz des Bischofs ist geradezu zynisch: Niemand zwingt die Caritas in Westdeutschland, in so "gefährlich" hohem Umfang öffentliche Gelder abzuschöpfen!
-
Aus ihrem verschwindend geringen Bevölkerungsanteil will der Katholikenverband sogar noch Kapital schlagen: Wegen des angeblichen "Nachholbedarfs" müsse die Quote christlicher Sendungen sogar noch (laut KNA-Text) "erheblich über den Anteilen in den alten Bundesländern liegen". (KNA, 8.3.91)
-
Die westdeutsche EKD sucht solche Einwände mittels einer neuen Denkschrift zur Rolle des RU zu zerstreuen. Zwar wird dort eingeräumt, daß die Distanz zwischen Kirche und der nach geistiger Unabhängigkeit strebenden neuen Mittelschicht noch gewachsen sei. "Der christliche Glaube wird immer seltener mit der modernen, technisierten Lebenswelt in Verbindung gebracht", heißt es unter anderem. Dennoch wird der RU als besonders wichtig hingestellt: Er sei "kein Privileg der Kirchen, sondern diene der Sicherung der Grundrechtsausübung (sic !) durch den einzelnen" (Zitat FAZ). Der Feststellung, Religion sei Privatsache des Betroffenen, stellt die EKD eine angebliche Pflicht von Staat und Schule, Kindern bei der religiösen Orientierung zu helfen, gegenüber. (Frankfurter Allgemeine, 28.3.91)
Auf katholischer Seite haben sich die ostdeutschen Bischöfe hingegen der Position ihrer westdeutschen Kollegen angepaßt. Trotz nur noch knapp 5 % Katholikenanteil forderte der Berliner Bischof Sterzinsky in den neuen Ländern die Einführung der Religionslehre als ordentliches Lehrfach, das nur von Katholiken unterrichtet werden dürfe, die aktiv am kirchlichen Leben teilnähmen. Ein Fach Religionskunde zur bloßen Wissensvermittlung über Religionen lehnte er ab; dessen Inhalte sollten in anderen Fächern (zusätzlich zur Glaubenslehre) vermittelt werden.
Gleichzeitig blies der Bischof zum Großangriff auf das weltanschaulich neutrale Schulwesen: Zum 1.9.91 kündigte er die Gründung katholischer Gymnasien in Dresden und Heiligenstadt sowie einer Schule in Magdeburg an. Weitere katholische Schulen in Halle und Dessau seien geplant; in Berlin soll am 1.10.91 eine katholische Fachhochschule für Sozialarbeit ihren Betrieb aufnehmen. Das Kolpingwerk hat in Magdeburg und Hettstadt zwei Ausbildungsstätten eingerichtet.
Alle diese Einrichtungen werden ganz überwiegend aus öffentlichen Steuergeldern finanziert. (KNA, 6. und 7.3.91)
-
Eine völlig konträre Position nahm der evangelische Theologe und Bundestagsabgeordnete des Bündnis 90, Wolfgang Ullmann, auf einer Tagung der Katholischen Akademie in Berlin ein. Eine Verfassung müsse auch "die Gewissensfreiheit des Nicht-Christen respektieren". Deshalb sei er nicht mit der im Einigungsvertrag vorgeschlagenen Neuformulierung der Präambel einverstanden. "Wenn darin steht: 'In Verantwortung vor Gott und den Menschen ...', dann ist das der Redestil 'Helm ab zum Gebet' und gehört nicht in eine moderne Verfassung." (KNA, 4.3.91)
-
Ähnliche Tendenzen zeigten sich bei einer Untersuchung des Deutschen Jugendinstituts (DJI), München, und des Zentralinstituts für Jugendforschung, Leipzig. In einer vergleichenden Befragung von 2000 15- bis 16jährigen Großstadtschülern aus Köln, München, Berlin, Leipzig und Magdeburg war das Thema "Religion" fast der einzige Bereich, in dem die Vorstellungen auseinanderdrifteten. Nur 16 % der ostdeutschen Schüler bekundeten, an Gott zu glauben, im Westen immerhin 56 %. Konträr verhielt sich der Anteil der bekennenden Atheisten mit 54 bzw. 20 %. Entsprechend gehören 86 % der ostdeutschen, jedoch nur 16 % der westdeutschen Befragten keiner Religionsgemeinschaft an. (Frankfurter Rundschau, 31.1.91)
-
Anm. MIZ-Red.: Bedürfte es noch eines Beweises, daß kirchliche Verbände gerade von Konservativen nur solange privilegiert werden, wie sie sich durch Gefälligkeiten und geistig-moralische Gegenleistungen zum "nützlichen Idioten" (Lenin) machen lassen - er wäre hier erbracht.
Für tolerante Atheisten gilt das Prinzip, daß ein kirchlicher Jugendverband vom Staat genauso zu behandeln ist wie jeder andere, nicht besser und nicht schlechter: Er hat seine Anliegen grundsätzlich selbst zu finanzieren, der Staat hat aber auch seine unabhängige Meinung zu respektieren. Ebenso verfehlt ist des Jungpolitikers Aufforderung an die Adresse der Kirche: Was diese mit ihrem Geld machen soll, ist ihre interne Angelegenheit. Als Parlamentarier hat er die Trennung von Staat und Kirche auch insofern zu respektieren, als staatliche Pressionen gegen Religionsgemeinschaften unzulässig sind.
-
"Vom biologischen Standpunkt aus ist jede Definition des Anfangs individueller menschlicher Existenz willkürlich. Eine Diskussion darüber mag nützlich sein, um strittige Fragen im Zusammenleben der Menschen zu regeln, trifft aber kaum die Fakten.
Die Verschmelzung von Ei und Samenzelle und die Entwicklung der befruchteten Eizelle zum individuellen Menschen erfolgen allmählich, und man hat bisher keinen Punkt finden können, der wissenschaftlich gesichert den Beginn des individuellen Lebens darstellt.
Als Mitglied der Spezies Homo sapiens ist der Mensch zudem im Verlauf der Evolution der Primaten als eine Entwicklungsrichtung unter vielen entstanden. Auch hier finden wir keinen definitiven Anfang." (Weltbild, 14.12.90)
Anm. der MIZ-Redaktion: Nach der Morallehre beider Großkirchen beginnt menschliches Leben bereits mit der Empfängnis; das Bundesverfassungsgericht setzte den Beginn menschlichen Lebens 1975 auf den Zeitpunkt der Nidation, also etwa 14 Tage später fest, weil erst dann alle Bedingungen für die Entwicklung menschlicher Existenz gegeben seien.
-
Die Forderung nach kostenloser Abgabe der Pille wird auch von Bayerns FDP-Nachwuchsorganisation Junge Liberale sowie einem Teil der FDP-Bundestagsfraktion mitgetragen. Bei Jugendlichen sei Verhütung nicht zuletzt eine Frage des Geldes, und unter dem Strich komme sie billiger als Abtreibungen. (Süddeutsche Zeitung, 7.3.91)
Die SPD tritt für eine ersatzlose Streichung des § 218 ein. Ein Abbruch soll demnach für die Frau straffrei bleiben, aber nicht automatisch für den ausführenden Arzt. (Frankfurter Allgemeine, 26.3.91)
-
Der Bund für Geistesfreiheit Augsburg stellte dazu in einer Presseverlautbarung fest, daß in der Hauptsache noch gar nicht entschieden worden sei. Überdies gebe es bislang kein höchstrichterliches Urteil zur Frage von Kreuzen in Klassenzimmern. "Insofern kommt dem Regensburger Verfahren erst dann grundsätzliche Bedeutung zu, wenn nach Durchlaufen des Instanzenwegs das Bundesverfassungsgericht hierzu ein Urteil fällt." (Süddeutsche Zeitung, 9.3. und 4.4.91)
-
In der Begründung heißt es u.a.: "Nach der vollzogenen Wiedervereinigung sollte die BRD ihr Verhältnis zu den beiden Amtskirchen auf den Stand bringen, den alle europäischen Länder, die USA und alle anderen amerikanischen Staaten haben." Ferner wird darauf hingewiesen, daß die SPD schon in ihrem Erfurter Programm von 1881 die "Abschaffung aller Aufwendungen aus öffentlichen Mitteln zu kirchlichen und religiösen Zwecken" gefordert habe. Außerdem erinnerten die Antragsteller an die Vorgeschichte des Reichskonkordats und an die Bereitschaft des Vatikan, die deutschen Bischöfe schwören zu lassen, "die verfassungsmäßig gebildete Regierung der Nationalsozialisten zu achten und vom Klerus achten zu lassen".
Eine besonders traurige Rolle bei der Berichterstattung spielte die Lokalredaktion der Frankfurter Rundschau. Während sich die FR vor dem Parteitag in einer abwertend-ironischen Glosse über die "scharfe Forderung" der Sossenheimer SPD amüsierte (mit der witzig sein sollenden Schlußpointe: "Bei Redaktionsschluß war noch nicht bekannt, ob der Vatikan einen offiziellen Beobachter nach Zeilsheim schicken wird."), war nachher kein Wort mehr von der eindeutigen Annahme zu lesen. (Frankfurter Rundschau, 18.4.1991)
Frankreich
Griechenland
-
Der Bischof hatte allerdings bereits früher so viele Politiker und harmlose Bürger exkommuniziert (u.a. Stafettenläufer der Olympiade, weil diese einen heidnischen Brauch ausübten), daß er durch ein ärztliches Gutachten für geistesgestört erklärt werden sollte. Dies scheiterte jedoch an seiner hohen Stellung. (Frankfurter Rundschau, 11.2.91)
Großbritannien
-
Andererseits distanzierte sich ein Teil des Rushdie-Solidaritätskomitees von ihm. Der führende Rechtsanwalt Bennion meinte, der Autor sei es nicht mehr wert, verteidigt zu werden, weil er "potentiellen Mördern nachgegeben" habe. "Am schlimmsten ist es jedoch, daß er seine Unterstützer verraten hat, indem er das heuchlerische Glaubensbekenntnis angenommen hat, dessen Anhänger berechtigt sind, einen Schriftsteller wegen eines Romans zu ermorden." Andere äußerten hingegen Verständnis angesichts Rushdies schwieriger persönlicher Lage. (TAZ, 9.1., 21.1. und 3.4.91)
Italien
Irland
Polen
-
Das Verhältnis zwischen beiden katholischen Kirchen ist seit Jahrhunderten gespannt, besonders nach dem letzten Weltkrieg, als die Kommunisten mit stillschweigender Duldung der römisch-katholischen Kirche zahlreiche unierte Kirchen schlossen und der größeren Konkurrenzkirche überließen. (Frankfurter Allgemeine, 4.3.91; Süddeutsche Zeitung, 12.3.91))
-
Eine fast ebenso deutliche Mehrheit lehnt den von der katholischen Kirche unterstützten Gesetzentwurf zum Verbot und zur harten Bestrafung der Abtreibung ab. 58 Prozent befürworten die Beibehaltung der bisherigen liberalen Regelung, hingegen sprachen sich nur 30 Prozent für die klerikale Position aus. (KNA, 4.3.91)
Sogar der frühere Ministerpräsident und Führer der oppositionellen Demokratischen Union, Mazowiecki, warnte in Krakau vor der Ausweitung des Klerikalismus in Polen. (Frankfurter Rundschau, 11.2.91)
Diese Haltung wird auch als Warnung an Staatspräsident Walesa verstanden, der sich in seinem Amtssitz, dem Warschauer Schloß Belvedere, auf Staatskosten eine (laut Kardinal Glemp) "der gesegneten Jungfrau Maria, Königin von Polen" geweihte Privatkapelle einrichten läßt. Der überzeugte Katholik Walesa trägt schon seit Jahren am Jackenrevers eine verkleinerte Nachbildung der Ikone der schwarzen Madonna von Tschenstochau, dem katholischen Nationalheiligtum der Polen. Zusätzlich wurde Walesas Beichtvater zum "Kaplan des Präsidenten" ernannt. (Frankfurter Rundschau, 12.1.91)
Schweiz
Spanien
Tschechoslowakei
-
Lebhafte Zustimmung der Bischöfe fand jedoch die Neuerung in der tschechischen Republik, daß Abtreibung künftig nur noch bei medizinischer Indikation kostenlos bleiben soll, während ansonsten 3000 Kronen (ca. 200 DM) entrichtet werden müssen. (KNA, 8.3.91)
Vatikan
-
Mit keinem Wort ging der dem Opus Dei zugerechnete Vatikan-Sprecher Navarro-Valls auf die Menschenrechtsverletzungen und den autoritären Stil des Ceausescu-Nachfolgers ein. (Frankfurter Allgemeine, 2.2.91)
Nordamerika
Kanada
Vereinigte Staaten
Lateinamerika
Brasilien
Asien
Indonesien
Irak
-
Präsident Bush rief den 3.Februar zu einem "nationalen Tag des Gebetes" aus, nachdem er einige Tage vorher in einer Rede vor Journalisten religiöser Rundfunksender den Kampf der von den USA angeführten Alliierten gegen den Irak als "gerechten Krieg" im Sinne der Doktrin des Kirchenlehrers Augustinus (aus dem 5.Jh.) bezeichnet hatte. Bei einem sogenannten "Gebetsfrühstück" hatte er bedauert, nicht schon eher klargemacht zu haben, daß Gott "unser Felsen und unsere Rettung" sei.
Saddam Hussein, Chef der eigentlich strikt säkularen irakischen Baath-Partei, schlug schon vor dem Krieg islamische Töne an, um sich der Zustimmung der Moslems zu versichern. Auf einer Konferenz muslimischer Persönlichkeiten aus zahlreichen Ländern hatte er sich vorsorglich einige Monate vor der Kuwait-Invasion zum Heiligen Krieger des Islam proklamieren lassen.
Nach Kriegsbeginn äußerten sich zahlreiche Vertreter verschiedenster Religionen jedoch verstimmt, weil beide Kriegsparteien den "Heiligen" bzw. "Gerechten Krieg" ohne jede Rücksprache mit den Religionsgemeinschaften proklamiert hatten.
Besondere Probleme bekam die saudi-arabische Staatsführung, die einerseits gleichfalls den Heiligen Krieg ausrief, sich andererseits aber der Kritik frommer Moslems erwehren mußte, weil sie die ungläubigen westlichen Soldaten ins Land gelassen hatte. Die Saudis organisierten extra einen Theologen-Kongreß, auf dem sie sich von Hunderten von Religionsgelehrten bestätigen ließen, daß sie sich mit diesem Schritt auf dem rechten Weg des Islam befanden. (Frankfurter Allgemeine, 6.2.91; TAZ, 15.1.91)