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(425) Jul 1981. Licio Gelli, Chef der Geheimgesellschaft P 2, soll vertrauliche Beziehungen zu
vatikanischen Prälaten unterhalten haben. Nach einem Bericht der westdeutschen Wochenzeitschrift Die Zeit (Nr. 28 vom 3. Juli
1981: "Die Päpste und die Freimaurer - Finsterlinge im Vatikan?") hat auch der sozialdemokratische Parteichef Pietro Longo 1980
von Gelli den "Bruderkuß mit Ritterschlag" empfangen. "P 2" wird vielfach als Freimaurerloge bezeichnet. Die alteingesessenen
italienischen Logen wehren sich jedoch gegen diese Version und distanzieren sich von der Geheimgesellschaft. Jahrhundertelang
standen sich Freimaurertum und katholische Kirche als erbitterte Feinde gegenüber. Papst Clemens XII. erließ 1738 zum ersten
Mal den Kirchenbann über alle Freimaurer und ihre "Synagogen des Satans". Erst 1974 hatte die römische Glaubenskongregation
(früher lnquisition und Heiliges Offizium genannt) in einem Brief an den amerikanischen Bischof Krol das Freimaurerverbot für
katholische Laien dahingehend abgemildert, daß der automatische Kirchenausschluß nur für die Mitgliedschaft in solchen Logen
gelte, "die in Tat und Wahrheit gegen die Kirche agitieren". Am 3. März 1981, zehn Tage vor einer Hausdurchsuchung bei Gelli,
veröffentlichte der Vatikan ein neues Freimaurerpapier, das den alten Streit wieder aufleben läßt.
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(426) Jul 1981. Ein römisches Berufungsgericht hat den amerikanischen Autoren Robert Katz wegen
Verleumdung von Pius XII. in zweiter Instanz zu einer Freiheitsstrafe von 13 Monaten mit Bewährung verurteilt. Katz, der in Rom
lebt, hatte in seinem Buch "Tod in Rom" behauptet, der Papst habe im März 1944 nicht alles getan, um die Erschießung von 335
italienischen Geiseln durch deutsche Soldaten bei Rom zu verhindern. (Vgl. Tagesspiegel vom 3. Juli 1981.)
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(427) Sep 1981. Über 10.000 Menschen nahmen in der norditalienischen Gemeinde San Damiano Abschied
von "Mamma Rosa", die 1964 in der Krone eines Birnbaumes in ihrem Garten die "Muttergottes" gesehen haben will. Zu den
Teilnehmern der darauf einsetzenden Massenwallfahrten gehörte 1973 auch die 20jährige Anneliese Michel, Studentin der Pädagogik
und Theologie, die drei Jahre später an einem vom Würzburger Bischof Stangl angeordneten Großen Exorzismus in
Klingenberg/Unterfranken starb (vgl. MIZ Nr. 3/76).