MIZ 4/24 erschienen
Ernüchternde Aussichten: Die Bundestagswahlprogramme der Parteien
Kurz vor der Bundestagswahl hat die MIZ im Titelthema die Aussagen der im Bundestag vertretenen Parteien mit der „Wunschliste“ der säkularen Verbände abgeglichen. Dabei zeigt sich, dass für die nächste Legislaturperiode kaum Hoffnung auf Veränderungen besteht: Die Parteien befassen sich insgesamt deutlich weniger mit religionspolitischen Fragen als vor vier Jahren.
Hier gehts zum Artikel „Lasst alle Hoffnung fahren… Ein Blick in die Programme zur Bundestagswahl“
Doch auch wenn „es bis auf Weiteres ein Traum bleibt, dass wir in naher Zukunft die Jahrhunderte andauernde Verflechtung von Staat und Kirchen werden lösen können“, fordert Chefredakteur Christoph Lammers dazu auf, zur Wahl zu gehen, um die gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte angesichts des klar erkennbaren Rechtsrucks zu verteidigen. Die Analyse der Aussagen der einzelnen Parteien war im hpd als siebenteilige Serie zu lesen.
Evangelikale Propaganda
Aktivist:innen des IBKA Bremen haben Die Arche, ein „christliches Kinderhilfswerk“, unter die Lupe genommen. Sie arbeiten heraus, wie die gut vernetzte Organisation unter dem Deckmantel sozialen Engagements Missionsarbeit betreibt.
Das Himmlische Jerusalem konzentriert sich dagegen auf klassische Saalveranstaltungen, die den Weltuntergang und die Errettung der Welt von dem Bösen zum Thema haben. Damit findet, wie Bernd Cunow beschreibt, die Gruppe derzeit sogar noch Zugang zu Universitäten.
Weltanschauungs- und Meinungsfreiheit
Einen großen Schritt hin zu mehr Weltanschauungsfreiheit bedeuteten 1849 die ersten Zusammenschlüsse von freireligiösen und freigeistigen Menschen. Die Entwicklung führte schließlich zur Gründung des Bundes für Geistesfreiheit, der heute noch existiert. Frank Riegler lässt diese 175 Jahre freigeistige Bewegung in Bayern Revue passieren.
Ein schwerer Schlag gegen die Meinungsfreiheit war der Anschlag auf die Charlie Hebdo-Redaktion vor 10 Jahren. Die säkulare Szene zeigte sich der Bedeutung des Attentats bewusst und erinnerte mit mehreren Veranstaltungen daran, sogar ein Buch und ein Film entstanden, die den „Gotteslästerungsparagraphen“ 166 StGB abgeschafft sehen wollen. In der taz bediente Autorin Jenny Zylka hingegen die wachsende Zahl derer, die sich Meinungs- und Kunstfreiheit nur noch in bestimmten Schranken vorstellen können, wie Romo Runt darlegt.
Religionsgeschichte
Der in Theologie promovierte Heinz Werner Kubitza befasst sich kritisch mit dem wahrscheinlich einflussreichsten Kirchenvater: Paulus. Es wird deutlich, wie stark die paulinische Theologie das Menschen-, Staats- und Gesellschaftsverständnis des Christentums geprägt hat. Unter anderem die Sicht auf Sexualität und Geschlechterrollen, die Autoritätshörigkeit und der Antijudaismus sowie das Bild vom Menschen als geborenem Sünder gehen weit mehr auf Paulus als auf den Jesus der Evangelien zurück.
Daneben gibt es die Rubrik Zündfunke, die Internationale Rundschau und eine Buchbesprechung.