MIZ 1/18 erschienen

Die Diskussion um Vollverschleierung und Frauenrechte

Schwerpunktartikel

Editorial: Frank Welker: Voll verschleiert oder besser getrennt? * „Ich habe keine Lust aufs Patriarchat und eine Gesellschaft ohne Gleichberechtigung“. Interview mit Vera Muth * Argumente zur Debatte um Vollverschleierung (Terre des Femmes)

Staat und Kirche

Koalitionsvertrag ohne Konfessionslose (Daniela Wakonigg) * Abmeldung vom Religionsunterricht wird bestraft (Rainer Ponitka) * Das Berliner Neutralitätsgesetz – Symbol der Aufklärung (Naila Chikhi) * Weitreichendes Grundsatzurteil zum kirchlichen Arbeitsrecht (Gerhard Rampp) sowie ein Interview mit Michael Fürst zum Reformationsta

Prisma

Die säkulare Szene braucht die Rackettheorie (Werner Hager) * Genitale Selbstbestimmung als Menschenrecht (Victor Schiering) * Karmakadschiü (Colin Goldner) * Diskurswechsel (Gunnar Schedel)

Rubriken

Neulich... im Land der Berge und Esoteriker * Internationale Rundschau * Blätterwald * Termine

Im aktuellen Heft der MIZ steht die Debatte um den Umgang mit vollverschleierten Religiösen im Mittelpunkt. Diese Frage wird derzeit quer durch die politischen Lager kontrovers diskutiert. Die Argumente derjenigen, die ein Verbot befürworten, werden sehr ausführlich in einer Argumentationshilfe der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes ausgebreitet, das in einer gekürzten Fassung wiedergegeben wird. Auch Vera Muth spricht sich in einem Interview „über Ehre, Punk und religiöse Kleiderordnungen“ dagegen aus, im Tragen beispielsweise der Burka einen Akt der individuellen Religionsfreiheit zu sehen. Ohne die dahinterstehende Einschätzung der Frau als „Reproduktionsbesitz“ des Mannes ergäben diese Kleidungsstücke nämlich keinen Sinn. Sie seien Ausdruck des Patriarchats und indem sich voll verschleiernde Frauen dieses unterstützen, habe ihr Verhalten Folgen für alle. Auch Naïla Chikhis Beitrag zum Berliner Neutralitätsgesetz schlägt in dieselbe Kerbe: Eine Lehrerin, die den Schleier trägt, vermittelt Kindern allein dadurch bereits ein Bild über das Verhältnis der Geschlechter, das mit Selbstbestimmung und Emanzipation nichts zu tun hat.

Im Verhältnis von Staat und organisierter Religion tut sich derzeit einiges, wie auch der Beitrag von Gerhard Rampp über das Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum kirchlichen Arbeitsrecht und das Interview mit dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, zum Reformationstag zeigen. Und das, obwohl sich Konfessionslose weder in der Regierung noch im Koalitionsvertrag wiederfinden, wie Daniela Wakonigg verdeutlicht. Rainer Ponitka nimmt sich einer konkreten Auseinandersetzung an und berichtet, mit welchen Mitteln ein Schulleiter in Nordrhein-Westfalen Schülerinnen und Schüler schikaniert, die sich vom Religionsunterricht abmelden möchten.

Mittelbar könnte auch Werner Hagers Artikel dem Schwerpunkt zugerechnet werden: Er plädiert dafür, die Rackettheorie einzusetzen, um die Strategien der religiösen Rechten zu analysieren. Weitere Artikel befassen sich mit Genitaler Selbstbestimmung (Victor Schiering), einem zum Heldenepos geratenen Film über den buddhistischen Führer Ole Nydahl (Colin Goldner) und dem Ferkelbuch-Streit als Vorboten eines identitären Religionsverständnisses (Gunnar Schedel).