MIZ 2/25 erschienen
Moderne Religionspolitik
Wie könnte eine moderne Religionspolitik aussehen, die dazu führt, dass säkulare Interessen dauerhaft größere Berücksichtigung finden und die Privilegien der Religionsgemeinschaften verschwinden? MIZ hat daraufhin ein dutzend Verbände angeschrieben und nach ihrer Einschätzung gefragt. Das neue Heft dokumentiert und kommentiert die Antworten.
Im Editorial werden die vier Stellungnahmen eingeordnet: Während der Humanistische Verband Deutschland (HVD) auf die „konsequente Anwendung weltanschaulicher Gleichbehandlung“ setzt, steht für die anderen drei Organisationen – den Zentralrat der Konfessionsfreien, den Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) und Projekt 48 – die Abschaffung der Privilegien der Religionsgemeinschaften im Vergleich zu den sonstigen zivilgesellschaftlichen Kräften im Vordergrund.
Auch wenn alle Einsendungen von der Einschätzung ausgehen, dass das Religionsrecht nicht mehr den gesellschaftlichen Realitäten entspricht, zeigen sich in den Details sowohl bei der Schwerpunktsetzung als auch bei der Strategie einige Unterschiede. Der IBKA hält an den gut begründeten Forderungen der Vergangenheit fest und zielt auf die Durchsetzung individueller Selbstbestimmung ab. Damit unterscheidet er sich sowohl vom HVD, der auf „Weltanschauungspolitik als Demokratiepolitik“ setzt und Kirchen- und Religionskritik nur noch am Rande betreibt, als auch von Zentralrat der Konfessionsfreien der sich verstärkt an die Exekutive wendet und meint, Veränderungen in Zusammenarbeit mit der Union anschieben zu können.
Staat und Kirche
Der IBKA Berlin hat einen Artikel zur Debatte um das Berliner Neutralitätsgesetz beigesteuert. Die schwarz-rote Koalition plant, das Gesetz entsprechend den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts anzupassen, während die Fraktionen von Grünen und Linken ihm den Garaus machen möchten und die AfD es als Werkzeug gegen „den Islam“ einzusetzen gedenkt.
Um den Konflikt am Christlichen Krankenhaus Lippstadt geht es im Interview mit dem Gynäkologen Prof. Dr. Joachim Volz. Der langjährige Chefarzt klagt dagegen, dass er nach einer Fusion überhaupt keine Schwangerschaftsabbrüche mehr vornehmen kann, auch wenn sie aus medizinischer Sicht vernünftig wären.
Moderne und Arbeit
Sebastian Schnelle zeigt im zweiten Teil seiner Untersuchung über die Gegner der Moderne, wie nah die Konservative Revolution und der sich formierende islamische Fundamentalismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen gesellschaftlichen Vorstellungen beieinander lagen.
Udo Endruscheit wirft einen Blick auf das Menschenbild im Zusammenhang mit den Vorstellungen von Arbeit. Er arbeitet heraus, wie die Verwertungslogik in den letzten Jahrzehnten immer bestimmender wurde für unsere Einschätzung von Arbeit und dass damit auch eine Veränderung einherging, wie Menschen, die nicht arbeiten (können), gesehen werden.