BILD und der Vatikan

Aus: IBKA Rundbrief August 2005

Im November vergangenen Jahres reiste eine Delegation der BILD nach Rom. Chefredakteur Kai Diekmann überreichte Papst Johannes Paul II. ein Exemplar der so genannten "Volksbibel", die das Blatt zusammen mit dem katholischen Weltbild-Verlag herausgegeben hat. Diekmann versprach dem Ober­haupt der katholischen Kirche: "Mit über zwölf Millionen Lesern täglich ist uns auch die Verbreitung der christlichen Glaubensbotschaft ein ernstes An­liegen."

Ungefähr seit diesem Tag versucht die meist­verkaufte Tageszeitung Deutschlands sich als papst­treueste Zeitung der Welt zu positionieren. Wer die Politik des Vatikans kritisiert, wird von BILD als durchgeknallt dargestellt und in der Rubrik "Verlierer des Tages" abgewatscht. Massiv kämpft BILD gegen den Beschluss der Berliner SPD, konfessionsunge­bundenen Werteunterricht an den Schulen einzu­führen, und veröffentlicht "Zehn BILD-Gebote für alle Politiker", in denen es u.a. heißt: "Du sollst deinen Amtseid auf Gott schwören" und: "Du sollst das Gottvertrauen, das Kinder haben, nicht aus ihren Seelen vertreiben."

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung fragte den Chefredakteur der BILD kurz nach der berühmt gewordenen Schlagzeile "Wir sind Papst", warum sich die Zeitung seit einigen Monaten als besonders papsttreu zeigt. Die verblüffende Antwort: "Weil ehr­würdige Institutionen sich unterstützen müssen."

Die Frage, ob eine Ergänzung der Leitlinien Axel Springers um einen Bezug auf das Christentum sinn­voll wäre, oder ob es sich von selbst verstehe, dass sich die Medien der Axel Springer AG den abendländisch-christlichen Werten verpflichtet fühl­ten, beantwortete Diekmann mit dem bekannten Tertullian-Wort: "Die Seele ist natürlicherweise christlich."